"Afrika ist kein leeres Terrain, auf dem sich Chinesen und Europäer miteinander schlagen"

APA/HANS PUNZ
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Der Chef der Afrikanischen Unoin kritisiert eine Debatte um einen europäisch-chinesischen Wettlauf in Afrika. Europa müsse als "Partner, nicht als Nutznießer" investieren, sagt der Präsident Ruandas beim EU-Afrika-Forum in Wien.

Der Kommissionsvorsitzende der Afrikanischen Union (AU), Moussa Faki Mahamat, hat davor gewarnt, Afrika als Kontinent zu "infantilisieren". Afrika sei "kein Spielplatz, bei dem jeder hergehen kann und sagen, was er will", kritisierte er die Debatte um den europäisch-chinesischen Wettlauf in Afrika beim EU-Afrika-Forum am Dienstag in Wien.

Afrika sei kein "leeres Terrain, auf dem sich Amerikaner, Chinesen und Europäer miteinander schlagen" und "um Ressourcen streiten, auch wenn das in der Vergangenheit so war". Afrika gehöre den Afrikanern, betonte Mahamat bei einer Pressekonferenz unter anderem mit Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Afrika müsse aus der "afrikanischen Linse", nicht aus einer europäischen oder chinesischen, betrachtet werden, sagte auch Ruandas Präsident Paul Kagame.

Das EU-Afrika-Forum in Wien, das letzte Großereignis des österreichischen EU-Vorsitzes, sei deshalb auch sehr hilfreich gewesen, lobte Kagame, der sich einmal mehr für eine "Win-Win-Situation" sowohl für Afrika als auch für Europa aussprach. Er wolle nicht darüber sprechen, was China habe und die EU nicht oder umgekehrt, sondern darüber, wie die Partnerschaften verbessert werden können. Wenn Europa in Afrika investiere und die Länder als "Partner, nicht als Nutznießer" (von Entwicklungshilfe, Anm.) sehe, sorge das insgesamt für ein besseres Verhältnis.

"Sind schon besser als die Chinesen"

Die afrikanischen Länder müssten aber auch selbst für die Rahmenbedingungen sorgen, um Investitionen zu erleichtern, so Mahamat. Bundeskanzler Kurz sprach sich für möglichst "breite Investitionen" in Afrika aus. Er glaube, dass ein "gesunder Wettbewerb" grundsätzlich "etwas Gutes" sei.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker betonte, dass Europa seiner Ansicht nach "unendlich viel präsenter" ist in Afrika als es in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. "Wir müssen nicht besser werden, wir sind schon besser als die Chinesen", betonte er.

Nach der Pressekonferenz wurden mehrere Memoranden unterzeichnet, in denen die EU-Kommission Afrika 75 Millionen Euro als Kredithilfe für Klein- und Mittelbetriebe, weitere 45 Millionen Euro für landwirtschaftliche Projekte sowie rund drei Millionen Euro für die Unterstützung der afrikanischen Freihandelszone zusagte.

Weltbank mahnt zu rascher Digitalisierung in Afrika

Weitere finanzielle Zusagen kamen bereits zuvor von der Weltbank. Geschäftsführerin Kristalina Georgieva kündigte an, bis 2030 25 Milliarden US-Dollar (22,04 Mrd. Euro) zusätzlich für die Digitalisierung in Afrika zur Verfügung zu stellen. "Die Zeit drängt", warnte die Weltbank in Bezug auf die Digitalisierung. "Der digitale Wandel muss schnell vorangehen, sonst landet Afrika auf der anderen Seite einer tiefen Kluft." Die Weltbank habe sich zum Ziel gesetzt, dass bis 2030 jedes Regierungsamt in Afrika ans Internet angebunden werde. Georgieva sprach von einem "digitalen Mondflug für Afrika", den die Weltbank als eine Art NASA unterstützen wolle.

Siemens-Chef Joe Kaeser kündigte zusätzliche Investitionen seines Unternehmens in Höhe von 500 Millionen Euro in Afrika an. Sie sollen unter anderem der Infrastruktur und dem Ausbildungssektor zugute kommen.

(APA)

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