Deutschland und Italien können sich die Aufnahme von Migranten vom NGO-Schiff vorstellen - solange dies im Rahmen einer europäischen Verteilung passiert.
Die EU-Kommission sucht immer noch nach einer Lösung für die Migranten, die vor zwei Wochen von den Schiffen der deutschen Organisationen Sea-Eye und SeaWatch aufgenommen wurden. Man sei um eine rasche Lösung bemüht, sagte Kommissionssprecher Margaritis Schinas am Montag in Brüssel. EU-Migrationskommissar Dimitris Avramopoulos forderte die EU-Mitgliedsstaaten zu mehr Solidarität in Sachen Einwanderung auf.
"Diese Situation bezeugt einmal mehr, dass man dauerhafte Lösungen für das Mittelmeer finden muss", sagte Schinas laut Medienangaben. Er begrüßte den Appell des Papstes an die EU-Mitgliedstaates für eine Lösung zugunsten der Migranten an Bord der beiden Rettungsschiffe.
Einige Personen an Bord hätten begonnen, die Aufnahme von Nahrungsmitteln zu verweigern, berichtete die Sea Watch auf Twitter. "Wir bangen um ihren psychischen Zustand und um ihre Gesundheit. Wir können nicht glauben, dass dies wenige Seemeilen von der europäischen Küste geschieht", so die NGO.
Trotz der Bitte des Papstes um europäische Solidarität warnte der maltesische Premier Joseph Muscat am Sonntag, dass die Anlandung der Flüchtenden auf Malta einen Präzedenzfall darstellen würde. Dies sei gefährlich, weil es zu weiteren Ankünften in den nächsten Monaten und in der Sommerzeit kommen könnte, so Muscat. Malta hatte sich zuvor bereit erklärt, die beiden Schiffe wegen der sich verschlechternden Situation an Bord in seine Gewässer einfahren zu lassen.
Deutschland und Italien bereit für Aufnahme
Der deutsche Regierungssprecher Steffen Seibert berichtete bei einer Pressekonferenz am Montag in Berlin, dass die deutsche Regierung zur Aufnahme der Menschen bereit sei, allerdings im Rahmen einer "breiten europäischen Verteillösung". Berlin führte intensive Gespräche mit der EU-Kommission und unterstütze deren Bemühungen für eine Lösung.
Italien prüft die Aufnahme von 15 der 49 Personen, die sich an Bord von NGO-Rettungsschiffen befinden. Dies berichtete die Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Montagsausgabe). Gespräche führe der italienische Premier Giuseppe Conte mit Berlin, Brüssel, Frankreich, Portugal und den Niederlanden, um zu einer Verteilung der Migranten zu gelangen.
"In der Regierung herrscht Optimismus, dass es zu einer Kompromisslösung kommt", so das Blatt. Conte will Druck auf Malta ausüben, damit die Flüchtenden dort an Land gehen könnten. Danach sollen sie umverteilt werden.
Die "Sea-Watch 3" hatte am 22. Dezember 32 Flüchtlinge in internationalen Gewässern im Mittelmeer gerettet, darunter drei kleine Kinder, drei unbegleitete Jugendliche und vier Frauen. Das umgerüstete deutsche Forschungsschiff "Professor Albrecht Penck" der deutschen Flüchtlingshilfsorganisation Sea-Eye hatte einige Tage später 17 weitere in Seenot geratene Flüchtlinge im Mittelmeer gerettet. Italien bekräftigte zuletzt seine Absicht, keine Anlandung in seinen Häfen zuzulassen.
(APA)