Italiens geschicktester Seiltänzer

Eine Gratwanderung: Italiens Wirtschaftsminister Giovanni Tria will ein EU-Defizitverfahren verhindern.
Eine Gratwanderung: Italiens Wirtschaftsminister Giovanni Tria will ein EU-Defizitverfahren verhindern.(c) REUTERS (Alessandro Bianchi)
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Wie Wirtschaftsminister Giovanni Tria die Glaubwürdigkeit des Euro-Krisenlandes zu bewahren versucht – und zugleich in Rom die euroskeptischen Regierungsparteien bei Laune hält.

Rom/Wien. Um seinen Job beneiden ihn nicht viele: Italiens Wirtschaftsminister Giovanni Tria sitzt zwischen allen Stühlen. In Brüssel versucht der 70-Jährige derzeit, das EU-Defizitverfahren gegen sein Land abzuwenden: Mit ausgeklügelten Rechenspielen rechtfertigt er die Ausgabenpläne seiner Regierung, die sich partout nicht an EU-Sparvorgaben halten will. In Rom hingegen muss der Ökonom nicht nur die zerstrittenen Koalitionsparteien Lega und Fünf Sterne bei Laune halten, sondern auch ihren euroskeptischen Kurs mit EU-Regeln unter einen Hut bringen.

Für dieses Kunststück ist diplomatisches Fingerspitzengefühl und profunde Expertise notwendig, das wissen auch verunsicherte Investoren. Für sie und für viele in der EU ist der römische Professor das seriöse Gesicht der Populisten-Koalition, der Garant, dass die drittgrößte Euro-Volkswirtschaft trotz Kaprizen seine Ausgaben irgendwie im Zaum hält. Aus diesem Grund machte Staatspräsident Sergio Mattarella Tria vor einem Jahr zum Wirtschaftsminister: Gemeinsam mit Außenminister Enzo Moavero Milanesi soll er die allzu radikalen Forderungen der Populisten abmildern – und Italiens Glaubwürdigkeit im Ausland bewahren.

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