Sie legte eine steile Karriere hin - trotz sieben Kindern. Zuletzt lief es für die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen aber richtig schlecht. Bis Dienstag. Nun könnte sie als Kommissionspräsidentin in ihre Geburtsstadt Brüssel zurückkehren. Ein Porträt.
Berlin. Es wäre eine späte Heimkehr. In Brüssel kam sie zur Welt, dort verbrachte sie einen Großteil ihrer Kindheit und dort könnte sie nun Geschichte schreiben – und zwar im doppelten Sinn: Ursula von der Leyen wäre die erste Frau an der Spitze der EU-Kommission. Und zum ersten Mal seit einem halben Jahrhundert, seit Walter Hallstein, wäre der Chefposten der Brüsseler Behörde wieder in deutscher Hand. Vorerst ist von der Leyen für das Amt der Kommissionspräsidentin aber nur nominiert. Das EU-Parlament muss den Vorschlag des EU-Gipfels noch absegnen.
Die Beförderung käme inmitten der größten politischen Krise der deutschen Verteidigungsministerin. Ihr Ressort hat zuletzt nur noch Negativschlagzeilen produziert. Die Bundeswehr blieb in ihrer bisherigen Ära als Oberbefehlshaberin ein Sanierungsfall. Beispielhaft für die Misere stehen Pannen und Unglücke bei der Luftwaffe und der Skandal um das Segelschulschiff Gorch Fock, dessen Sanierungskosten von ehemals zehn auf 135 Millionen Euro explodiert sind. Das Verteidigungsressort hat auch eine Berateraffäre am Hals, die einen Untersuchungsausschuss beschäftigt. Es lief zum ersten Mal richtig schlecht für die 60-Jährige. Bis Dienstag.