Deutschland: Der Protest entlädt sich „lechts“ und „rinks“

Deutschland Berlin Bundestagswahlkampf DIE LINKE Sahra Wagenknecht 20 09 2017 *** Germany Berli
Deutschland Berlin Bundestagswahlkampf DIE LINKE Sahra Wagenknecht 20 09 2017 *** Germany Berli(c) imago/Christian Thiel (Christian Thiel)
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Sahra Wagenknecht fliegen in Berlin-Lichtenberg die Herzen zu. Aber das Protestmonopol hat ihre Partei verloren. Nun wildert die AfD in ihrem Revier. Auch hier im linksten Bezirk Deutschlands. Ein Besuch.

Berlin. Die Frau auf der Bühne hat eine auffällig aufrechte Körperhaltung, die Selbstdisziplin andeutet. Sie trägt einen dunklen Mantel und dicke Ohrringe. Das schwarze Haar hat sie streng zurückgekämmt. Vor ihr auf den Bänken sitzen vor allem ergraute Rentner. Die Linke-Spitzenkandidatin, Sahra Wagenknecht, würde hier auch auffallen, wenn sie nicht auf der Bühne stünde. Und doch nennen sie ihre Anhänger ganz vertraut Sahra.

Hier in Lichtenberg im Osten Berlins, zwischen Plattenbauten und Einfamilienhäusern, schlägt das Herz der Linkspartei. Hier holte sie bei der Bundestagswahl 2013 ihr bestes Ergebnis, 34 Prozent, und ein Direktmandat. Aber es hat sich etwas verschoben. Die Linkspartei hat das Protestmonopol verloren. Die Wut entlädt sich nun auch rechts der Mitte. Die AfD liegt in den Umfragen bundesweit bei bis zu zwölf, die Linke bei bis zu zehn Prozent. Platz drei wackelt. Und bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland 2016 wechselten teilweise Stimmen vom linken zum rechten Rand. Es gibt eben doch Gemeinsamkeiten: In Umfragen zur Zufriedenheit landen linke wie rechte Wähler ganz hinten, bei den Zukunftssorgen ganz vorn. In Lichtenberg ist die Linke zwar weiter Platzhirsch. Die AfD errang hier bei den Wahlen zum Berliner Abgeordnetenhaus 2016 aber Platz drei – 19,6 Prozent. Was ist da los?


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