Weltbevölkerung: Lebenserwartung gestiegen

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Archivbild(c) APA BARBARA GINDL (BARBARA GINDL)
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Die Anzahl der gesunden Lebensjahre steigt aber nicht so schnell, wie die gesamte Lebenserwartung. Österreich liegt gut, aber nicht bei den besten.

Wie die soziale Situation bzw. wie friedlich die Situation eines Landes ist, kann man an der durchschnittlichen Lebenserwartung der Bevölkerung ablesen. In der neuesten Ausgabe der britischen Medizin-Fachzeitschrift "The Lancet" wird das in sieben Studien weltweit, nach Regionen und für 187 Staaten analysiert. Fazit: Zwischen 1970 und 2010 ist die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt weltweit im Durchschnitt um 11,1 Jahre bei den Männern und um 12,1 Jahre bei den Frauen gestiegen. Die Zunahme an gesunden Lebensjahren lag aber um 20 Prozent darunter. Österreich liegt gut, aber nicht unter den Allerbesten.

"Von 1970 bis 2010 stieg global die Lebenserwartung der Männer bei der Geburt von 56,4 auf 67,5 Jahre (1990: 62,8, Anm.). Die durchschnittliche Lebenserwartung bei Frauen stieg von 61,2 auf 73,3 Jahre (1990: 68,1, Anm.). (...) Die geschlechtsabhängige Veränderung bei der Lebenserwartung (...) schwankte zwischen Zugewinnen davon 23 bis 29 Jahren auf den Malediven und in Bhutan bis hin zu einer Verringerung von ein bis sieben Jahren in Weißrussland, Lesotho, der Ukraine und Simbawe", schreiben die Autoren unter Haidong Wang in der von der Bill & Melinda Gates Foundation finanzierten Studie.

Armut in Afrika

Die Ärmsten der Armen: Die Menschen in Afrika. In der Zentralafrikanischen Republik lag 1970 die Lebenserwartung von männlichen Neugeborenen bei 44,2 Jahren und sank bis 2010 sogar auf 43,6 Jahre (1990: 45,1 Jahre). Bei den Frauen kam es gar zu einem Rückgang von 52,6 auf 49,3 Jahre (1990: 52 Jahre). Im Endeffekt liegen diese Zahlen nur wenig über der Lebenserwartung der Menschen in Österreich um das Jahr 1900 (Männer: 40,63 Jahre; Frauen: 43,37 Jahre). In Simbabwe verringerte sich die Lebenserwartung bei den Männern zwischen 1970 und 2010 von 54,6 auf 51,1 Jahre, bei den Frauen von 59,1 auf 55,1 Jahre.

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In Westeuropa stieg die durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt bei den Männern von 68,5 Jahre im Jahr 1970, auf 72,9 im Jahr 1990 und schließlich auf 77,9 im Jahr 2010 (Frauen: 74,7; 79,4 und 83,2 Jahre). In Österreich waren es 66,7 Jahre bei den Männern im Jahr 1970, dann 72,2 Jahre (1990) und schließlich 77,7 Jahre (Frauen: 73,5; 78,9 und 83,3 Jahre). Besser liegt hier beispielsweise die Schweiz (70,0; 74,0 und 79,7 Jahre bei den Männern; 76,2, 81,0 und 84,5 Jahre bei den Frauen.). International an der Spitze liegen die männlichen Isländer mit einer Lebenserwartung bei der Geburt (2010) von 80,0 Jahren und die Japanerinnen mit 85,9 Jahren. Auch die Italiener und die Italienerinnen haben aktuell eine etwas höhere Lebenserwartung als die Bevölkerung in Österreich.

Gesund alt werden

Ein Problem liegt für viele Länder bei der Lebenserwartung ist die damit verbundene Gesundheit. Man spricht vom HALE-Wert (Healthy Life Expectancy). HALE stieg in den vergangenen 20 Jahren langsamer als die Lebenserwartung insgesamt. Mit jedem Jahr an mehr Lebenserwartung kam es weltweit zu einem Anstieg der Lebensspanne in Gesundheit von nur 0,8 Jahren, wird in einer Studie von Joshua Salomon (Harvard Medical School) festgestellt. Es gehen somit weltweit immer mehr mögliche gesunde Lebensjahre "verloren".

So gab es bei den Männern 1990 in Österreich eine gesunde Lebenserwartung von 62,5 Jahren (gesamt: 72,2 Jahre). Diese stieg bis 2010 auf nur 65,6 Jahre, insgesamt aber auf 77,7 Jahre, hielt also nicht Schritt. Bei den Frauen erhöhte sich die Lebenserwartung in Gesundheit von 66,8 Jahren (1990) auf 68,7 (2010), die Lebenserwartung stieg aber insgesamt von 78,9 auf 83,3 Jahre. Auch hier kam es zu einer Verlängerung der durchschnittlichen Zeit mit Krankheiten. Diese Situation ist aber auch in den meisten Staaten der entwickelten Welt zu sehen.

Von Hunger zu Krebs

Mit der Ausnahme vom südlichen Afrika zeigen die Untersuchungen eine klare Entwicklung weg von traditionellen Gesundheitsbelastungen durch Unterernährung, ansteckenden Krankheiten oder Geburtskomplikationen hin zu Krankheiten wie Krebs, Diabetes oder Herzproblemen. Der Studie zufolge waren letztere für fast zwei von drei Todesfällen im Jahr 2010 verantwortlich.

Die groß angelegte Untersuchung ist das Werk von fast 500 Autoren aus 50 Ländern, die Daten aus wissenschaftlichen Studien, Autopsieberichten, Krankenhausberichten und Bevölkerungsstatistiken auswerteten. So wurden 291 Krankheiten und Verletzungsarten in 187 Ländern erfasst.

(APA)

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