Ikea nimmt Fleischbällchen vorerst aus dem Sortiment

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In für Tschechien bestimmten "Köttbullar" wurde Pferdefleisch gefunden. Nun hat Ikea den Verkauf in fast ganz Europa gestoppt, um weitere Tests abzuwarten.

Als "Extra-Vorsichtsmaßnahme" hat Ikea den Verkauf von Fleischbällchen in den Shops und in den Restaurants vorerst gestoppt. Die Maßnahme betrifft fast alle europäischen Länder, auch Österreich, sagte Barbara Riedl, Sprecherin des Unternehmens am Montag in Wien.

"Wir rechnen damit, dass die voraussichtlich gegen Ende der Woche vorliegenden Testergebnisse bestätigen, dass es keine Hinweise auf Pferdefleisch in den Fleischbällchen gibt", hieß es in einer Pressemitteilung. Man nehme das Ergebnis einer Untersuchung in Tschechien, das auf Spuren von Pferdefleisch in einer Charge Fleischbällchen hinweist, "ernst“, so Anders Lennartsson von Ikea Food Services.

Bereits vor zwei Wochen habe Ikea DNA-Analysen aller Fleischprodukte im Sortiment veranlasst. Die zwölf Testsamples verschiedener Chargen von Fleischbällchen wiesen keine Spuren von Pferdefleisch auf, betonte das Unternehmen.

Tschechische Lebensmittelinspektoren hatten zuvor Pferdefleisch in Fleischbällchen für Ikea entdeckt. Die Bällchen wurden laut Medienberichten in Schweden für die Möbelhauskette hergestellt.

Keine neuen Funde in Österreich

Unterdessen gab die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) in Wien bekannt, dass von 179 Proben bei 77 die Ergebnisse vorliegen. Neue Fälle von nicht deklarierter Pferde-DNA in Fleischprodukten gab es nicht.

Unterdessen plant die Staatsanwaltschaft des obersteirischen Landesgerichts Leoben, Erhebungen gegen die Firma Landena aufzunehmen, in deren Produkt Bolognese Soße ein nicht deklarierter Anteil von Pferdefleisch gefunden worden war. Dies bestätigte die Staatsanwaltschaft. Anzeige liege keine vor, man sei von sich aus tätig geworden, so Sprecherin Nicole Dexer. Der Vorwurf lautet auf Betrugsverdacht. Im Laufe des Dienstag dürfte der Auftrag zu Sachverhaltserhebungen ergehen, sagte Dexer, wahrscheinlich an das Landeskriminalamt.

Landena prüft Produkte

Bei Landena hat man selbst weitere Überprüfungen der Produkte in die Wege geleitet, um mögliche Fehler einzugrenzen. Nun warte man auf die Ergebnisse, so Geschäftsführer Bernhard Gruber am Montag. Bisherige Rückmeldungen von 40 teils selbst, teils von Kunden gezogenen Proben seien negativ, das heißt, es wurden keine weiteren Spuren von Pferdefleisch gefunden. Bis Dienstag erwarte man Auskünfte über rund 60 Proben aus allen Produktbereichen.

Mit der Überprüfungen habe Landena akkreditierte Labors in Österreich und Deutschland beauftragt. Man habe 60 bis 70 verschiedene Produkte in der Herstellungspalette, sagte Gruber. Dabei gebe es zum Beispiel Pasta oder Sugo, die dieselbe Bezeichnung wie etwa "Bolognese" trügen, aber nach unterschiedlichen Rezepturen nach den jeweiligen Anforderungen der Handelsketten gemacht würden. Geliefert werde an Handelsketten fast in der ganzen Europäischen Union, vor allem in Deutschland, Niederlande oder Großbritannien, Spanien, aber auch Osteuropa.

Unternehmen hätte bei Verdacht schon geprüft

Bis 2005 habe man eine eigene Schlachtung gehabt, aber die Mengen an Rindfleisch, die in der Region aufzubringen wären, seien zu gering. Auf die Frage, ob man je vermutet habe, dass das zur Verarbeitung gelieferte Rindfleisch falsch deklariert sein könnte, sagte Gruber: "In der Mengenbilanz kann das nicht auffallen, da Rindfleisch ja nicht verknappt ist." Bei Schweinefleisch verhalte es sich so, dass hier keine genaue Herkunftsbezeichnung vorgeschrieben sei. Deshalb lasse sich die Herkunft des Fleisches nicht in gleichem Maße zuordnen. Bei Landena beziehe man allerdings zu 90 Prozent aus Österreich. "Wenn wir auf die Idee gekommen wären, dann hätten wir schon selbst untersuchen lassen", sagte der Geschäftsführer.

Nach Angaben des Agrarressorts wurden am Montag vom Amtstierarzt bei Landena 60 Proben gezogen. Die Ergebnisse wurden Dienstag in Aussicht gestellt. Von der konkret in Deutschland beanstandeten Charge sei aber nichts mehr im Betrieb gewesen, so ein Sprecher von Agrarlandesrat Johann Seitinger (ÖVP). Parallel dazu laufen die Schwerpunktkontrollen der Lebensmittelkontrolle weiter: Aus den Händler-Regalen werden nun zusätzlich zu den 50 Proben von unterschiedlichen Produkten verschiedener Erzeuger auch gezielt Proben von Landena-Produkten genommen, hieß es aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Kristina Edlinger-Ploder (ÖVP).

(APA)

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