Kuba: Russischer „Schwulenjäger“ verhaftet

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Der bekannte Rechtsradikale Maxim Marzinkewitsch hatte in Russland die Gruppe „Occupy Pädophilie“ gegründet, die Homosexuelle per Video enttarnte. Nun nahm man ihn auf Kuba fest.

Er war in Russland jahrelang eine Schreckfigur für Pädophile, aber auch für Homosexuelle, Einwanderer, Gastarbeiter und Menschenrechtler. Nun ist er in Haft: Medienberichten zufolge wurde der russische Rechtsradikale Maxim Marzinkewitsch am Wochenende auf Kuba festgenommen, wohin er sich im November abgesetzt hatte. Grund für die Flucht dürfte unter anderem ein im Internet veröffentlichtes Video gewesen sein, auf dem zu sehen ist, wie er einen homosexuellen Iraker foltert. Ein Gericht in Moskau hatte den bekennenden 29-jährigen Neonazi im Dezember über Interpol zur Fahndung ausgeschrieben.

Der gebürtige Moskauer gründete 2005 die Skinhead-Gruppe „Format 18“, die als bewaffneter Arm der Neonazi-Organisation NSO gilt. Bekannt wurde er durch Schein-Exekutionen von Arbeitsmigranten, die im Internet gezeigt wurden. In einem Video inszenierte Marzinkewitsch etwa in einem Wald das Köpfen eines angeblichen tadschikischen Drogenhändlers durch Personen in Ku-Klux-Klan-Kostümen. Der Tadschike überlebte die Aufführung. 2008 wurde Marzinkewitsch wegen Schüren ethnischen Hasses zu drei Jahren Gefängnis verurteilt. Nach seiner Entlassung 2010 gründete er die Gruppe „Occupy-Pädophilie“.

Falle für Homo-Pädophile

Deren Mitglieder gaben sich auf einschlägigen Chats im Web als (in der Regel männliche) Minderjährige aus und verabredeten sich in Wohnungen mit schwulen Pädophilen. Bei den Treffen wurden diese „Interessenten“ dann vor laufender Kamera und unter wüster Gewaltandrohung zu Geständnissen von Kontakten mit Minderjährigen gezwungen. Die Filme wurden im Internet veröffentlicht.

Unter den zuletzt veröffentlichten Videos, deretwegen Marzinkewitsch floh, ist eines, in dem er das Pogrom gegen Kaukasier im Moskauer Stadtteil Birjuljowo im Oktober 2013 befürwortet und die Deportierung alle Arbeitsmigranten aus Zentralasien fordert. Auslöser des Pogroms war die Tötung eines jungen Russen in Birjuljowo, worauf Horden von Anwohnern zwei Märkte, auf denen Kaukasier arbeiten, angriffen. Mehr als 400 Menschen wurden verhaftet.

Nach Angaben des Moskauer Dokumentationszentrums Sova starben 2013 in Russland 20 Menschen durch ausländerfeindliche Gewalt. Diese richtet sich vor allem gegen Arbeitsmigranten aus Zentralasien und dem Kaukasus, gegen Afrikaner und Chinesen. Auch wurden mindestens 20 Homosexuelle attackiert, einer davon starb, nachdem ihm eine Bierflasche in den Anus gesteckt worden war.

Der Menschenrechtsanwalt Stanislaw Markelow und eine freie Journalistin der Zeitung „Nowaja Gaseta“, Anastasia Baburowa, wurden im Jänner 2009 mitten in Moskau von dem deklarierten Rechtsradikalen Nikita Tichon erschossen. Der Doppelmord an dem Anwalt, der Antifaschisten, Umweltschützer und Tschetschenen verteidigte, machte weltweit Schlagzeilen. Der Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, seine Helferin muss 18 Jahre in einem Arbeitslager verbringen.

Gedenken an Doppelmord

Vorigen Sonntag fand in Moskau eine Gedenkdemo anlässlich des Jahrestages des Doppelmordes statt, an der hunderte Menschen teilnahmen. Danach wurden an der U-Bahn-Station Lubjanka zwei Teilnehmer, der Dichter Kirill Medwedew und der Musiker Michail Gribojedow, von Rechtsradikalen überfallen, ebenso der Gewerkschaftler Sergej Koslowski auf der bekannten Einkaufsstraße Arbat.

ZUR PERSON

Maxim Marzinkewitsch (geb. Mai 1984 in Moskau) wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf, studierte Architektur, betätigte sich bald als Neonazi und machte Jagd auf Migranten. Er gründete die rechtsextreme Kampforganisation „Format 18“ und später „Occupy Pädophilie“: Die Gruppe lockt schwule Pädophile in Hinterhalte und stellt Videos davon ins Internet.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 21.01.2014)

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