Sir Edmund Hillary: Vom Imker zum Bergsteiger-Mythos

Reuters
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Mount-Everest-Bezwinger. Sir Edmund Hillary ist im Alter von 88 Jahren gestorben.

Wellington (ag., red.).„Den Bastard haben wir geschafft.“ So volkstümlich soll der erste Mann auf dem höchsten Berg der Welt den Gipfelsieg kommentiert haben. Am Freitag ist Sir Edmund Hillary im Alter von 88 Jahren in einem Krankenhaus in Auckland an einem Herzinfarkt gestorben. Laut Medienberichten war er bereits seit Jahren gesundheitlich angeschlagen und litt zuletzt an einer Lungenentzündung.

Hillarys Tod löste weltweit Trauer aus. Die neuseeländische Premierministerin Helen Clark würdigte ihn als bekanntesten Vertreter ihres Landes, die nepalesischen Sherpas betrauerten Sir Hillary als „zweiten Vater“. Gemeinsam mit dem Sherpa Tenzing Norgay hatte Sir Hillary 1953 den 8848 Meter hohen Gipfel des Mount Everest bezwungen.

Einsatz für Sherpas

„Oben zu sein, war nicht so wahnsinnig aufregend, wie die Leute manchmal meinen“, sagte er später. „Wir waren müde, und ich spürte nur ein Gefühl ruhiger Zufriedenheit, aber keine überbordende Freude.“ Tenzing vergrub ein paar Süßigkeiten als Opfergabe an die Götter, und 15 Minuten später machten sich die beiden auf den gefährlichen Rückweg. Sein Leben lang blieb Sir Hillary bescheiden.

Ein Gipfelfoto gibt es übrigens nur von Tenzing. „Er hatte bis dahin in seinem Leben kein Foto gemacht“, erklärte Hillary vor einigen Jahren in einem Interview mit der „Presse“, „der Gipfel des Mount Everest war wirklich nicht der richtige Ort, um Fotografieren zu lernen.“ Nach der Besteigung des Everest wurde Hillary von der frisch gekrönten britischen Königin Elizabeth II., Staatsoberhaupt auch von Neuseeland, zum Ritter geschlagen und durfte „Sir“ vor seinen Namen schreiben. Er nahm noch an weiteren Expeditionen teil und reiste zum Südpol.

Vor allem setzte sich Sir Hillary für die nepalesischen Sherpas ein und rief eine Stiftung zu ihrer Unterstützung ins Leben. Darin sah er „eine Möglichkeit, den Sherpas etwas zurückzugeben für ihre Hilfe. Für mich persönlich ist die Besteigung des Mount Everest längst nicht mehr so wichtig wie die Arbeit, die ich mit meinen Sherpa-Freunden mache“, so Hillary zur „Presse“.

Lebenslange Freundschaft

Hillary war am 20. Juli 1919 in Auckland zur Welt gekommen. Bereits im Alter von zwölf Jahren entdeckte er auf den neuseeländischen Gletschern seine Leidenschaft für das Bergsteigen.

1946 ließ er sich, nachdem er im Zweiten Weltkrieg bei der Luftwaffe gedient hatte, als Bienenzüchter nieder und leitete gemeinsam mit seinem Bruder den Familienbetrieb. Wegen seiner besonderen Bergsteigetechnik wurde er 1951 für die erste, allerdings erfolglose, neuseeländische Expedition zum Mount Everest ausgewählt. 1953 gelang ihm dann als Teilnehmer der von Sir John Hunt geführten britischen Expedition der Aufstieg zum Gipfel. Mit Tenzing Norgay, der 1986 starb, blieb Hillary zeitlebens befreundet.

Nach dem Tod seiner Frau und einer Tochter bei einem Flugzeugabsturz 1975 heiratete Hillary mit 70 Jahren die Witwe eines befreundeten Bergsteigers.

ZUR PERSON

Edmund Hillary wurde am 20.Juli 1919 in Auckland geboren; er entdeckte schon früh die Leidenschaft fürs Bergsteigen. Am 29.Mai 1953 erreichte er in Begleitung des nepalesischen Sherpas Tenzing Norgay als erster den Gipfel des Mount Everest, der mit 8848 Metern der höchste Berg der Welt ist. [Reuters]

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2008)

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