Niederlande: Dem Gemüse gehen die Vitamine aus

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Immer mehr Gemüsesorten aus dem Glashaus haben immer weniger Vitamin C.

Den Haag. Niederländer werden immer dicker, leiden aber dennoch an Mangelerscheinungen. Das ist die erschreckende Botschaft von Ernährungswissenschaftlern und Umweltschutzorganisationen, die gerade enthüllt wurde. Sie dürfte aber nicht nur für Niederländer zutreffen, sondern sie gilt für alle, die Gemüse aus Holland essen. Denn die Mangelerscheinungen hängen mit den minderwertigen Produkten aus niederländischen Gewächshäusern zusammen.

Die Qualität des Eisberg-Salats, der Champignons und Gurken sowie anderen Gemüse-Produkten, die auf holländischem Boden wachsen, lässt zu wünschen übrig. Der Boden ist aufgrund seiner intensiven Nutzung total ausgelaugt und versorgt das Gemüse nicht mehr mit ausreichend Mineralien, aus denen dann im Gemüse während des Wachstumsprozesses Vitamine entstehen können.

Nur auf Paprika ist Verlass

Die Folge: Der Gehalt von Vitamin C beispielsweise in Gurken aus niederländischen Gewächshäusern ist in den vergangenen sieben Jahren um 99 Prozent zurückgegangen, fanden Wissenschaftler der renommierten Agrar-Universität Wageningen heraus, die ihre Ergebnisse in der Zeitung „de Telegraaf“ jetzt veröffentlichten. Auch der Vitamingehalt von holländischem Broccoli oder Karfiol ging demnach seit 2001 um 84 bzw. 64 Prozent zurück. Der Chicorée enthält überhaupt kein Vitamin C mehr. Das einzige Gemüse aus holländischer Produktion, das seinen Vitamingehalt steigern konnte, ist der rote Paprika. Er spendet heute 3,6 Prozent mehr Vitamin C als noch vor sieben Jahren.

Ähnliches durchlebte die Holland-Tomate vor einigen Jahren. Konsumenten verspotteten sie als „Wasserbombe“, weil durch Überzüchtung und Massenproduktion der ursprüngliche Geschmack verloren gegangen war. Die Verbraucherkritik hatte Folgen: Es wurden neue Sorten mit mehr Geschmack gezüchtet.

Darüber hinaus scheint die Agrarindustrie nicht viel aus der Wasserbomben-Affäre gelernt zu haben. Der Anbau anderer Gemüsesorten wurde nicht verbessert, der Boden weiter überstrapaziert. „Große Teile unseres Bodens sind einfach tot“, stellt die Verbraucherschutzorganisation „Consumentenbond“ fest. Der Agrarwissenschaftler Paul Blokker von der „Vereinigung Bauer und Umwelt“ meint gar: „Wenn wir nicht bald eingreifen, dann ist die Gesundheit unserer gesamten Bevölkerung in Gefahr.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 29.04.2008)

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