Schwarzafrikaner, die krank sind, werden in Österreich unnötig stigmatisiert, warnt das Rote Kreuz.
Wien. Schwarzafrikanische Kinder in Österreich, die wegen eines Hustens gleich nach Hause geschickt werden. Wiener mit schwarzer Hautfarbe, die Fieber haben, und deren Nachbarn sofort panisch an Ebola denken. Schwarze in einem Café, deren Sitznachbarn sich vorsorglich wegsetzen. Es sind Situationen wie diese, die Mitarbeiter des Roten Kreuzes seit dem Auftreten der Ebola-Epidemie in den westafrikanischen Ländern (vor allem Liberia und Sierra Leone) vermehrt zugetragen bekommen und selbst erleben. „Schwarzafrikaner werden jetzt unnötig stigmatisiert“, sagt Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Österreichischen Roten Kreuzes.
Dabei sei die Angst völlig unbegründet. Erstens könne Ebola nur übertragen werden, wenn der Mensch schon selbst Krankheitssymptome wie hohes Fieber aufweise, zweitens müsse der Betroffene in den drei Wochen davor entweder in einem Krisengebiet gewesen sein oder Kontakt zu einem Ebola–Infizierten gehabt haben. Die maximale Inkubationszeit des Virus beträgt drei Wochen. „Ein Schwarzafrikaner, der die letzten drei Wochen in Österreich war, hat daher das gleiche Risiko, an Ebola erkrankt zu sein, wie der Huberbauer in Osttirol“, sagt Foitik.
Es ist nicht das erste Mal, dass Menschen stigmatisiert werden, sobald die Gefahr einer globalen Epidemie droht. Bei Sars seien Asiaten gemieden worden, sagt Foitik, beim Mers-Coronavirus (der erste Fall ist kürzlich in Wien aufgetreten, Anm.) werde es wohl Menschen aus dem Nahen Osten treffen. Von dort breitet sich das Virus aus. (win)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 09.10.2014)