Texas: Ebola-infizierte Pflegekraft unternahm Flugreise

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Eine zweite Pflegerin, die ebenfalls den inzwischen verstorbenen Ebola-Patienten aus Liberia betreut hat, hat sich mit dem Virus angesteckt.

Die zweite in den USA mit Ebola angesteckte Krankenschwester hat einen Tag vor Ausbruch der Krankheit eine Flugreise unternommen. Dies wurde Mittwochabend bekannt. Die infizierte Frau sei noch am Montag von Cleveland nach Dallas-Fort Worth geflogen, teilten die Gesundheitsbehörden mit. Die Fluggesellschaft Frontier Airlines nehme deshalb zu den übrigen 132 Passagieren Kontakt auf, die ebenfalls an Bord der Maschine gewesen seien. Die Krankenschwester habe nach Angaben der Flugbegleiter während des Fluges noch keine Symptome gezeigt.

Die Pflegerin gehörte zu den Betreuern von Thomas Eric Duncan, der sich in Liberia infiziert hatte und am Mittwoch vergangener Woche in einem Krankenhaus in Dallas gestorben war. Am Wochenende war zunächst bekanntgeworden, dass sich eine andere Krankenschwester infizierte, die zu Duncans Betreuern gehörte.

Die zweite nun erkrankte Krankenschwester bekam nach Angaben des texanischen Gesundheitsministeriums am Dienstag Fieber und kam sofort auf die Isolierstation. Der Bürgermeister von Dallas, Mike Rawlings, nannte sie eine "Heldin". Ihre Nachbarn seien über die Erkrankung informiert worden.

Infizierte Krankenschwester "geht es gut"

Die Gesundheitsbehörden stellten mehr als 70 Krankenhausmitarbeiter unter Beobachtung, die bei der Behandlung Duncans mit dem Virus in Kontakt gekommen sein könnten. Die 26-jährige Krankenschwester Nina Pham, deren Infektion am Wochenende bekannt geworden war, sagte am Dienstag, es gehe ihr "gut". Wie sich die Krankenschwestern trotz Schutzkleidung und strenger Sicherheitsvorkehrungen infizierten, ist unklar. Die Pfleger-Gewerkschaft verwahrte sich gegen den Vorwurf, die Pflegekräfte hätten sich nicht an ein Protokoll zum Umgang mit Ebola-Patienten gehalten. "Die Krankenschwestern sagen, es habe kein Protokoll gegeben", sagte die Vorsitzende von National Nurses United, Roseann DeMoro.

Der Leiter der UN-Ebola-Mission Unmeer, Anthony Banbury, schlug unterdessen Alarm: Die Welt drohe das Rennen gegen die Krankheit zu verlieren, sagte er bei einer Sitzung des UN-Sicherheitsrates am Dienstagabend in New York. "Das Virus läuft uns davon. Es rennt schneller als wir, und wir werden den Wettlauf verlieren", sagte Banbury, der aus dem Unmeer-Quartier in Ghana zugeschaltet war. "Wir brauchen mehr medizinisches Fachpersonal, eine bessere Logistik, Transportmittel, Mobiltelefone und Generatoren." Es bestehe Bedarf an tausenden weiteren Klinikbetten, Diagnose-Laboren, Schutzanzügen und etwa tausend Fahrzeugen.

Experten mahnen zur Vorsicht in Grippezeit

EU-Gesundheitsexperten warnten, auf ein schnelles Ende des Ebola-Ausbruchs in Westafrika zu hoffen. Andererseits geht die EU-Behörde nicht von einem flächendeckenden Ausbruch in Europa aus und warnt in der Grippesaison vor Fehlalarmen wegen ungefährlichen Fiebers. Vonseiten der EU würden bis dato 180 Mio. Euro in den Kampf gegen Ebola gepumpt. Aufseiten der EU-Mitgliedsstaaten seien es 300 Mio. Euro, aber das reiche nicht. Außerdem: "Die größte Herausforderung besteht darin, mehr medizinische Mitarbeiter bekommen", so ein EU-Mitarbeiter. "Ärzte ohne Grenzen" könne diese Aufgabe nicht alleine bewältigen. Die EU-Staaten sollten Freiwillige ausbilden und nach Afrika bringen.

Unter anderem zur Frage, ob es künftig systematische Kontrollen von Reisenden geben soll, die nach einem Aufenthalt in Ebola-Gebieten nach Europa kommen, beraten am Donnerstag die EU-Gesundheitsminister in Brüssel. Als einziges EU-Mitglied hat Großbritannien in der Vorwoche vorbeugende Gesundheitskontrollen an großen Flug- und Bahnhöfen eingeführt. Wie die übrigen Mitgliedsstaaten mit dieser Frage umgehen, soll debattiert werden. Die Entscheidung liege bei den Mitgliedsstaaten.

Barack Obama berät mit Europa

Über den Kampf gegen Ebola wollte auch US-Präsident Barack Obama im Laufe des heutigen Tages mit Staats- und Regierungschefs aus Europa beraten. An der Videokonferenz sollten unter anderem die deutsche Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Frankreichs Präsident Francois Hollande und die Regierungschefs Großbritanniens und Italiens, David Cameron und Matteo Renzi, teilnehmen.

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind durch die Ebola-Epidemie bereits mehr als 4.400 Menschen ums Leben gekommen. Besonders betroffen sind die westafrikanischen Staaten Liberia, Guinea und Sierra Leone. Die WHO befürchtet, dass die Zahl der Infizierten in diesen drei Ländern bis Dezember auf 5.000 bis 10.000 Fälle pro Woche steigen könnte.

Die Pflegekräfte in Liberia beendeten am Dienstagabend nach zwei Tagen ihren Streik, mit dem sie ausstehende Löhne und Risikoprämien erzwingen wollten. Ein Pfleger, der sich am Streik beteiligt hatte, sagte, einer seiner Kollegen sei nach dem Biss durch einen Patienten an Ebola gestorben. "Die Situation ist die Hölle", sagte er.

(APA/AFP)

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