Gutachterin zu Kosovo-Massaker unter Druck gesetzt?

Die Begräbnisstätte in Racak erinnert an das Massaker.
Die Begräbnisstätte in Racak erinnert an das Massaker.(c) REUTERS (Hazir Reka)
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Die finnische Pathologin hat die Erschießung von 45 Kosovo-Albanern in Racak untersucht. In ihrer Biografie spricht sie von Druck durch die OSZE. Im Milosevic-Prozess verteidigte sie aber ihren Bericht.

Die finnische Rechtsmedizinerin Helena Ranta (62), die im Jänner 1999 das "Racak-Massaker" untersucht hat, will bei ihrem Gutachten unter starkem Druck des damaligen OSZE-Missionschefs im Kosovo, des US-Diplomaten William Walker, gestanden haben. Dies berichten Belgrader Medien am Mittwoch unter Berufung auf eine Biografie der Pathologin, die dieser Tage in Helsinki vorgestellt wurde.

Ranta hatte ein internationales Pathologenteam geleitet, das Leichen von 45 Kosovo-Albaner untersuchte, die am 15. Jänner 1999 im Dorf Racak, südlich von Pristina, von serbischen Truppen ermordet worden waren. Belgrad hatte die Massakervorwürfe damals umgehend zurück geweisen. Die serbischen Behörden erklärten, bei fast allen Opfern habe es sich um Angehörige der albanischen "Befreiungsarmee des Kosovo" (UCK) gehandelt, die im Kampf gegen die serbischen Soldaten umgekommen waren.

Entsprechend dem Buch, das von Kaius Niemi, dem Redakteur der Zeitung "Helsingin Sanomat" verfasst wurde, soll Walker im Winter 1999 einen Bleistift zerbrochen und Ranta mit seinen Teilen beworfen haben, weil er angeblich mit den Angaben in ihrem Bericht unzufrieden gewesen war. Laut Walker fand Ranta nicht "genügend überzeugende Worte" über das serbische Verbrechen.

Ranta behauptete auch, dass sie von drei Beamten des finnischen Außenministeriums ebenfalls aufgefordert worden sei, "tiefere Schlussfolgerungen" zu ziehen. Sie würde ihre E-Mails weiterhin aufbewahren, soll die Pathologin bei der Vorstellung der Biografie in Helsinki erklärt haben.

Im Milosevic-Prozess verteidigt

Ranta hatte allerdings im Jahre 2003 im Gerichtsverfahren gegen den einstigen jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milosevic vor dem UNO-Kriegsverbrechertribunal die Angaben aus ihrem Gutachten bestätigt, wonach es sich bei den Massakeropfern um Zivilisten gehandelt hatte, die aus nächster Nähe erschossen worden waren. Sie wies auch den Vorwurf von Milosevic zurück, dass sie manipuliert worden sei, um mit ihrem Bericht der NATO einen Vorwand für die Luftangriffe gegen Jugoslawien zu liefern.

(APA)

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