Bandenkriege erschüttern Kopenhagen

Kopenhagen.
Kopenhagen.(c) Bilderbox
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18 Schießereien in der dänischen Hauptstadt seit Juni.

Stockholm/Kopenhagen. Im sonst so beschaulichen Kopenhagen herrschen Zustände wie in einem Hollywoodfilm. Seit 12. Juni ist es in der dänischen Hauptstadt zu mindestens 18 Schießereien gekommen. In der Nacht auf Mittwoch wurde die Polizei erneut wegen angeblicher Schusswechsel im Stadtteil Nørrebro alarmiert. Die Kopenhagener Polizei geht von einem Krieg zwischen rivalisierenden Banden aus.

Besonders beunruhigt die Bürger dabei, dass es bisher zu so ziemlich jeder Tageszeit zu Schießereien kam und auch zahlreichen Unbeteiligte getroffen wurden. So wurden am vergangenen Wochenende in nur zwölf Stunden drei Menschen mit Waffen verletzt. Davon hatten zwei keine Verbindung zur Unterwelt. Ein 17-Jähriger wurde anscheinend willkürlich von zwei Männern in einem vorbeifahrenden Auto angeschossen, einem 19-jährigen Mann wurde ins Bein gefeuert.

Justizminister Sören Pape Poulsen kündigte Schritte zum gesetzlichen Verbot und der Auflösung der Bande „Loyal To Familia“ (LTF) an. Die vor allem aus Männern mit Migrationshintergrund bestehende Gang soll hinter dem Großteil der Schießereien in diesem Sommer in Kopenhagen stecken, vermutet die Polizei. Laut Medienberichten ist die Bande auf Expansionskurs und versucht sich derzeit auch in Malmö und Helsingborg in Südschweden zu etablieren.

Gefahr für junge Männer

Die Polizei hat nun eine ungewöhnliche Warnung ausgesprochen: Junge Männer zwischen 17 und 25 werden davor gewarnt, durch die Gegenden Nørrebro, Husmu und Ryparken Station in Kopenhagen zu gehen. „Für Leute in meinem Alter, die über 50 sind, besteht nicht das Risiko mit Bandenmitgliedern verwechselt zu werden“, sagte Polizeichefinspektor Jörgen Skov. „Wenn ich ein junger Mann wäre, würde ich genau überlegen, wie ich mich wo fortbewege. Ob ich ein Taxi, einen Bus, ein Fahrrad nehme oder zu Fuß gehe.“

Die Polizei hat ihre Präsenz in dem Viertel deutlich erhöht. Auch wurden zeitlich befristete Kontrollzonen eingeführt. Die Polizei kann damit Ausweiskontrollen und Leibesvisitationen ohne Grund und in unbeschränkter Anzahl vornehmen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.08.2017)

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