US-Präsident Donald Trump reist heute nach Texas, wo im Großraum Houston nach heftigen Regenfällen große Gebiete unter Wasser stehen. Der Wiederaufbau werde sehr teuer, sagt er.
Kurz vor seinem Besuch in den Katastrophengebieten von Texas hat US-Präsident Donald Trump die Bewohner auf einen langen und schwierigen Wiederaufbau nach Hurrikan "Harvey" eingestimmt. Im Moment habe die Rettung von Menschenleben Vorrang, sagte Trump am Montag vor Journalisten in Washington. "Alle mir untergeordneten Ressourcen stehen den Behörden vor Ort zur Verfügung."
Der Wiederaufbau werde "sehr teuer", sagte Trump. Deswegen stehe er mit dem Kongress in Kontakt. Es werde auf Bundesebene schnelle Reaktionen geben.
Trump reist am Dienstag nach Texas, wo im Großraum Houston nach heftigen Regenfällen große Gebiete unter Wasser stehen. Der Höhepunkt der Wassermassen wird Meteorologen zufolge erst in den kommenden Tagen erreicht. Wegen "Harvey" sind bisher mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen. Die Behörden rechnen mit weiteren Opfern.
Der Kongress kommt nächste Woche aus den Sommerferien zurück. Finanzhilfen für die Überschwemmungsopfer in Texas und auch im Bundesstaat Louisiana verschärfen die Haushaltslage weiter. In den USA muss die Schuldenobergrenze im Herbst angehoben werden, sonst droht eine Art Zwangsschließung der staatlichen Behörden. Dies würde Trump nach eigenen Angaben auch in Kauf nehmen, sollte der Kongress nicht wie von ihm gefordert finanzielle Mittel für den Bau einer Mauer an der Grenze zu Mexiko bewilligen. Auf die Frage, ob Trump wegen "Harvey" seine Drohung überdenke, sagte der Präsident: "Das hat damit nichts zu tun."
"Harvey" ist mit Windgeschwindigkeiten von über 200 Kilometern in der Stunde der heftigste Sturm in Texas seit 1961. Mindestens 2000 Menschen wurden in den vergangenen Tagen von der Polizei und Rettungskräften in Sicherheit gebracht, oft wurden sie per Hubschrauber von Dächern gerettet. In den gefluteten Häusern sitzen wahrscheinlich noch zahlreiche weitere Personen fest.
Die US-Großbank JP Morgan schätzt die versicherten Schäden durch "Harvey" auf 10 bis 20 Milliarden Dollar (16,9 Milliarden Euro). Dies seien die Berechnungen nach dem bisherigen Stand. Damit könnte "Harvey" zu einem der teuersten zehn Wirbelstürme der US-Geschichte werden. Allerdings wäre er für die Versicherer nicht so kostenträchtig wie Hurrikan "Katrina", der 2005 New Orleans verwüstet hatte und die Branche 75 Milliarden Dollar kostete.
Erhöhte Gesundheitsrisiken drohen
Die Folgen des Hurrikans "Harvey" könnten im US-Bundesstaat Texas noch lange zu spüren sein: Die verunreinigten Hochwasserfluten erhöhen laut Gesundheitsexperten die Risiken bakterieller Infektionen und von Moskitos übertragener Krankheiten.
"Wir sprechen hier von Hunderten verschiedenen Typen von Bakterien und Viren", sagte Ranit Mishori von der medizinischen Fakultät der US-Universität Georgetown. Robert Glatter, Notarzt am New Yorker Lenox-Hill-Krankenhaus, warnte besonders vor dem erhöhten Risiko, an Cholera zu erkranken: "Die Ausbreitung von Cholera ist eine der schwerwiegendsten Gefahren nach jeder Naturkatastrophe, aber besonders nach Überflutungen infolge eines Hurrikans." Cholera-Bakterien werden durch verunreinigtes Trinkwasser und Essen übertragen und lösen starken Durchfall aus.
Glatter warnte zudem vor der Zunahme von Viruserkrankungen wie dem West-Nil-Fieber oder Zika. Diese würden von Mücken übertragen, die sich in den stehenden Gewässern ansiedelten.
Mishori erinnerte auch an die Langzeitfolgen des Hurrikans Katrina, der im Jahr 2005 im US-Bundesstaat Louisiana gewütet hatte. "Eines der Vermächtnisse von Katrina war der Schimmel, von dem Schulen und andere Gebäude über eine lange Zeit hinweg befallen waren", sagte sie. Zudem hätten Studien erwiesen, dass ein Jahr nach derartigen Katastrophen auch die Zahl von Herzinfarkten und Schlaganfällen massiv steige.
Der Sturm "Harvey" sorgt in der Millionenmetropole Houston und anderen Orten in Texas seit Freitag für Chaos. Straßen wurden überflutet, Krankenhäuser und Flughäfen mussten schließen. Mindestens drei Menschen kamen bisher ums Leben.
(APA/dpa/Reuters/AFP)