Das Sturmtief zieht von Texas nach Louisiana weiter. In Houston versuchen die Behörden die Fluten unter Kontrolle zu halten. US-Präsident Trump versprach finanzielle Hilfe.
Der Tropensturm "Harvey" hat am Mittwoch nach Texas auch den benachbarten US-Bundesstaat Louisiana erreicht. Der Sturm liege derzeit rund acht Kilometer westlich von Cameron, teilte das nationale Hurrikan-Zentrum am frühen Morgen mit. Das Sturmzentrum dürfte bis Donnerstag über das Mississippi-Tal hinwegziehen und sich zu einem tropischen Tiefdruckgebiet abschwächen. Vor zwölf Jahren hatte Hurrikan "Katrina" die größte Stadt Louisianas, New Orleans, heimgesucht. Damals verloren 1800 Menschen ihr Leben.
In New Orleans blieben Schulen und Behörden am Dienstag geschlossen. Bürgermeister Mitch Landrieu empfahl den Bewohnern, ihr Haus nicht zu verlassen. Er riet ihnen, Essen, Getränke und Medikamente für mindestens drei Tage vorrätig zu haben. Gouverneur John Bel Edwards sagte, Louisiana stehe das Schlimmste aller Wahrscheinlichkeit nach noch bevor. Nach Angaben von Meteorologen ist "Harvey" der zweitstärkste Wirbelsturm, seit "Katrina". Der aktuelle Sturm sog über dem am Ende des Sommers sehr warmen Golf von Mexiko extrem viel Feuchtigkeit auf, die er nun als Regen wieder abgibt.
US-Polizist ertrank am Weg zur Arbeit
In Texas hat "Harvey" in den vergangenen Tagen für schwere Überschwemmungen gesorgt. Mindestens 17 Menschen kamen ums Leben. Ein US-Polizist ist auf seinem Weg zur Arbeit ums Leben gekommen. Wie die Polizei am Dienstag bestätigte, ertrank der 34-jährige Steve Perez, als er am Sonntagmorgen versuchte, von seinem ländlichen Wohnort aus durch die Überschwemmungsgebiete hindurch zu seinem Dienstort in Houston zu gelangen.
Taucher und freiwillige Helfer bargen den Leichnam des Polizisten nun aus einer überfluteten Unterführung. Perez hatte in dem Katastrophengebiet an einem Rettungseinsatz teilnehmen sollen, kam jedoch nicht bei der Arbeit an: "Er verbrachte zweieinhalb Stunden damit, herumzufahren, um zu seinem Einsatzort zu gelangen", sagte Polizeichef Art Acevedo. "Er fand keinen Weg."
Trump: "Texas kommt mit allem zurecht"
Am Dienstag hatte sich US-Präsident Donald Trump in der vom Hochwasser ebenfalls betroffenen Stadt Corpus Christi ein Bild von der Lage gemacht. Trump besuchte eine Feuerwache. Er lobte die Arbeit der Einsatzkräfte und der Behörden im Kampf gegen die Fluten. "Texas kommt mit allem zurecht", sagte der Präsident. Zahlreiche Wirtschaftsführer und Prominente spendeten zum Teil große Summen für die Hochwasseropfer. Viele von ihnen sind nicht gegen Flutschäden versichert. Trump werde mit dem Kongress zusammenarbeiten, um ein Rettungspaket zu schnüren und die Folgen von Hurrikan "Harvey" zu beheben. Genaue Summen nannte Trump nicht. "Ich denke, wir werden die richtige Antwort finden", sagte Trump. Aber womöglich habe es noch nie größere Schäden in der Geschichte des Landes gegeben, so Trump in Austin.
Verwirrung gab es um einen Dammbruch in der Nähe von Houston. Die Behörden im Brazoria County hatten den Bruch bekanntgegeben und die Bewohner unterhalb des Dammes zum sofortigen Verlassen ihrer Häuser aufgefordert. "Macht, dass ihr wegkommt!" Anschließend hieß es, der Damm sei stabilisiert, die ausgetretene Wassermenge sei vernachlässigbar. Auch in Brazoria County wurde eine Ausgangssperre zum Schutz vor Plünderern für die Gegenden verhängt, wo eine Zwangsevakuierung angeordnet worden war.
Kontrolliertes Öffnen von Schleusen
Die Behörden hatten bereits zuvor versucht, weitere Stauseen rund um Houston mit kontrollierten Öffnungen der Schleusen auszubalancieren. Zwar erhöhte das abfließende Wasser die Problematik unterhalb der Reservoirs, jedoch wurde oberhalb der Stauseen das Entstehen neuer Probleme dadurch verhindert. Houston ist auf ehemaligen Sümpfen gebaut, der Erdboden besteht zum Teil aus Ton. Das Erdreich nimmt das Wasser nur sehr langsam auf.
(APA/dpa/Reuters)