Hurrikan "Irma" richtete auf Karibikinseln "größere Schäden" an

Auf St. Martin sind bisher nur Ausläufer des Hurrikans angekommen.
Auf St. Martin sind bisher nur Ausläufer des Hurrikans angekommen.APA/AFP/LIONEL CHAMOISEAU
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Tropensturm "Irma" traf erste Karibikinseln mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 255 Kilomtern pro Stunde auf Land. Der Kontakt zu den Behörden auf Barbuda ist abgerissen.

Mit Windgeschwindigkeiten von rund 300 Stundenkilometern ist der gefährliche Hurrikan "Irma" in der Karibik erstmals auf Land getroffen. Am Mittwoch gegen 2 Uhr erreichte "Irma" die zu den Kleinen Antillen gehörende Insel Barbuda und zog dann zu den Inseln Saint-Barthélemy und Saint-Martin weiter. Dort richtete er nach Angaben der Pariser Regierung schwere Schäden an.

Rund eineinhalb Stunden verweilte das Auge des als "potenziell katastrophal" eingestuften Sturms auf dem französischen Überseegebiet Saint-Barthélemy, das besonders beim internationalen Jetset beliebt ist, dann erreichte es die zwischen Frankreich und den Niederlanden geteilte Insel Saint-Martin. Der französische Wetterdienst berichtete von heftigen Springfluten. Ganze Küstengebiete seien bereits überschwemmt.

Die Ministerin für die französischen Überseegebiete, Annick Girardin, beschrieb "größere Schäden" auf den betroffenen Inseln. Unter anderem habe der Sturm die Dächer von zahlreichen Häusern fortgerissen. Trotz der höchsten Alarmstufe weigerten sich laut Girardin rund 7000 Menschen bis zuletzt, sich in Sicherheit zu begeben.

APA

Rekord-Wirbelsturm schon jetzt

Die Behörden rechneten damit, dass der Wirbelsturm bis zum Mittag (16 Uhr MESZ) weiter an Kraft zunimmt. Zuvor wurden bereits Böen mit Spitzenwindgeschwindigkeiten von 360 Stundenkilometern gemessen. Zuverlässige Messungen an Ort und Stelle waren nach kurzer Zeit aber nicht mehr möglich, da die Instrumente des französischen Wetterdienstes im Sturm verloren gingen.

Noch bevor der Sturm mit einer Ausdehnung von der Größe Frankreichs auf Land traf, hatte ihn das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA auf die höchste Kategorie 5 hochgestuft. Damit ist "Irma" noch stärker als "Harvey", der Ende August die US-Staaten Texas und Louisiana heimsuchte.

Das NHC warnte, der Sturm könne katastrophale Schäden anrichten. Schon jetzt sei er als "historisch" einzustufen: Seit Beginn der Aufzeichnungen habe noch kein Sturm auf dem offenen Atlantik eine solche Stärke erreicht.

Haiti und Florida möglicherweise betroffen

Inzwischen nahm "Irma" Kurs in Richtung Jungferninseln und Puerto Rico. Die weitere Route des Hurrikan ist noch unklar, aber laut verschiedenen Vorhersagen bedroht er auch Haiti und Florida. Als nächstes drohte der Sturm auf den Inselstaat St. Kitts und Nevis zuzusteuern. Regierungschef Timothy Harris rief die Einwohner dazu auf, in ihren Häusern zu bleiben.

Örtliche Wetterdienste sagten vorher, dass die ersten Winde und Regenfälle Süd-Florida am späten Freitag erreichen könnten. US-Präsident Donald Trump rief für Florida sowie für die US-Außengebiete Puerto Rico und Virgin Islands den Notstand aus, dadurch werden Bundesmittel freigegeben. Der Gouverneur von Puerto Rico, Ricardo Rossello, setzte die Nationalgarde ein und ließ Notunterkünfte für bis zu 62.000 Menschen öffnen.

Der Gouverneur von Florida, Rick Scott, sagte, "Irma" sei eine "ernste Bedrohung für den ganzen Bundesstaat". Zahlreiche Touristen wurden aufgefordert, die Urlauberinsel Key West zu verlassen. In Miami Beach bereiteten sich die Menschen mit Hamsterkäufen auf den herannahenden Sturm vor. In den Supermärkten standen ganze Regalreihen leer. "Die Leute sind verrückt und kaufen alles auf", sagte die 81-jährige Gladys Bosque. Es gebe weder Wasser, noch Milch oder Katzenfutter.

Haiti kaum vorbereitet

In Haiti dagegen wusste die Bevölkerung zunächst nichts von der drohenden Katastrophe. Vor allem die Bewohner in den besonders gefährdeten Armenvierteln waren gänzlich unwissend. "Sollte 'Irma' Haiti wirklich treffen, steht uns eine große Katastrophe bevor", sagte Sonja Schilling von Hilfswerk Austria International. Sie befindet sich derzeit im Nordwesten des Inselstaats. "Wir versuchen gemeinsam mit den Behörden die Menschen vorzubereiten, sie in sichere Unterkünfte zu bringen", berichtete Schilling. "Allerdings sind fast alle Gebäude im Norden direkt an der Küste, das ist besonders gefährlich. Es leben hier so viele Menschen, es gibt kaum sichere Orte."

Die Behörden müssen zudem ohne die Hilfe der UN-Stabilisierungsmission (Minustah) auskommen, die in Erwartung ihres baldigen Mandatsendes bereits einen Großteil ihrer schweren Ausrüstung abgezogen hat. So stehen für die rund eine Million Menschen, die rund um die Hafenstadt Cap-Haitien leben, ganze drei Krankenwagen zur Verfügung. Stabile Notunterkünfte gibt es so gut wie keine. Haiti kämpft immer noch mit den Auswirkungen von Hurrikan "Matthew", durch den im Oktober vergangenen Jahres im Süden des Landes mehr als 500 Menschen ums Leben gekommen waren.

Harvey, Irma, José und Katia

Das US-Hurrikanzentrum in Miami warnte unterdessen schon vor dem nächsten schweren Unwetter in der Region. Der Tropensturm "José", das Wettersystem direkt hinter "Irma", könne sich bis Mittwochabend zum Hurrikan entwickeln. Unabhängig von der Lage in der Karibik braute sich am Mittwoch zudem im Golf von Mexiko ein Tropensturm namens "Katia" zusammen, für den es bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 65 km/h bisher aber keine Warnungen gab.

(APA/dpa/AFP)

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