Wirbelsturm Irma: „Wir sind noch einmal davongekommen“

The Tampa skyline is seen in the background as local residents take photographs after walking into Hillsborough Bay ahead of Hurricane Irma in Tampa
The Tampa skyline is seen in the background as local residents take photographs after walking into Hillsborough Bay ahead of Hurricane Irma in Tampa(c) REUTERS (ADREES LATIF)
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Teile des US-Staats Florida kämpfen mit Sturmfluten. Die Schäden sind vielerorts geringer als befürchtet.

Erst kam der Sturm, dann kam das Wasser. Nachdem Wirbelsturm Irma am Wochenende über Florida hinweggewalzt war, sind die Küsten des US-Bundesstaats am Montag von hohen Sturmfluten heimgesucht worden. In der Innenstadt von Jacksonville wurde ein Hochwasserrekord aus dem Jahr 1964 übertroffen. In Orlando retteten die Nationalgarde und die Feuerwehr die Bewohner von mehr als 120 Häusern im Überschwemmungsgebiet. Irma schwächte sich unterdessen ab und zog Richtung Norden nach Georgia weiter. Im Süden Floridas begannen indessen die Aufräumarbeiten.

In der Metropole Miami drückte der Sturm große Wassermaßen in die Innenstadt hinein. Dort brachten sich viele Menschen in letzter Minute in Sicherheit – unter anderem wurden die Redaktionsräume der Zeitung „Miami Herald“ zum Zufluchtsort für Sturmopfer umfunktioniert. Mancherorts wurde der Wirbelsturm von Tornados begleitet.

In rund sechs Millionen Privathaushalten in Florida brach die Stromversorgung zusammen, weil Irma mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometern viele Stromleitungen zerriss. Umgeknickte Bäume und unterspülte Straßen behinderten am Montag die beginnenden Aufräumarbeiten. Die Behörden haben in mehreren Gebieten Ausgangssperren ausgerufen. Medien berichteten von vereinzelten Plünderungen in mehreren Städten an der Ostküste.

Anders als beim Wirbelsturm Harvey in Texas vor zwei Wochen, als der Sturm tagelang über der Metropole Houston hing und Rekordmengen an Regen niedergehen ließ, zog Irma relativ rasch über Florida hinweg. Zudem waren in Florida vorsorglich wesentlich mehr Menschen vor dem Sturm geflohen als in Texas.

Einige Gegenden Floridas meldeten nach dem Abzug von Irma weniger schlimme Schäden als befürchtet. So blieb der Großraum der Stadt Tampa am Golf von Mexiko von der vorhergesagten Sturmflut mit fünf Meter hohen Wellen verschont. „Wir sind noch einmal davongekommen“, sagte Bürgermeister Bob Buckhorn. Julia Hally aus St. Petersburg bei Tampa sagte der Nachrichtenagentur Reuters, sie bereue es nicht, mit ihren Kindern und anderen Familienmitgliedern während des Sturms in ihrem Haus geblieben zu sein, statt in eine Notunterkunft zu gehen oder aus Florida zu fliehen. Ihr Heim habe den Sturm weitgehend unbeschadet überstanden. „Ich bin sehr erleichtert, dass es vorbei ist“, sagte sie.

Am Okeechobee-See westlich von West Palm Beach, wo mehrere Gemeinden wegen befürchteter Dammbrüche evakuiert worden waren, stellten Experten keine nennenswerten Schäden an den Dämmen fest. Auf den Florida Keys, wo die einzelnen Inseln durch zahlreiche Brücken miteinander verbunden sind, gab es zunächst keine Hinweise auf ernsthafte Schäden.

Die Zahl der Todesopfer blieb in Florida nach ersten Meldungen relativ niedrig. Nachdem Irma in der Karibik um die 30 Menschen getötet hatte, gab es im dicht besiedelten Florida offenbar nur vier Opfer. Wie hoch die Sachschäden sind, ließ sich noch nicht abschätzen.

Arme besonders betroffen

Erfahrungen mit Harvey legen nahe, dass es die ärmeren Bevölkerungsschichten schwer haben werden, über die Folgen des Sturms hinwegzukommen. Wie in einigen betroffenen Küstenregionen von Texas gibt es in Florida viele Immobilien reicher Amerikaner, die diese als Ferienwohnungen nutzen. Die Armen müssten in den vom Sturm getroffenen Orten ihre Häuser wieder aufbauen, weil sie kein anderes Zuhause hätten, sagte Chuck Chamel, Mitglied einer Hilfsorganisation in Texas. Die Reichen dagegen könnten abwarten und „in ein paar Wochen wiederkommen, wenn der Strom wieder da ist und die Golfplätze wieder geöffnet sind“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.09.2017)

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