Große Mehrheit für Homosexuellen-Ehe in Australien

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Mehr als 60 Prozent sprachen sich für die gleichgeschlechtliche Ehe aus. 80 Prozent der Australier beteiligten sich an dem Referendum. Die Frage spaltete ganze Familien - wie die Abbotts.

Malcolm Turnbull steckt inmitten von schweren Turbulenzen. Der konservative australische Premier hat die Mehrheit im Parlament in Canberra und dazu seinen Vizepremier verloren, weil mehrere Abgeordnete qua Geburt die Doppelstaatsbürgerschaft innehaben und dies der Verfassung widerspricht. Doch als der Premier vom Asean-Gipel in Manila in die Heimat zurückflog, hatte er Grund zum Jubeln: Turnbull hatte die Freigabe der Ehe für Homosexuelle unterstützt. Australien hat in den vergangenen Wochen in einem Referendum per Briefwahl darüber abgestimmt, und 61,4 Prozent der Australier votierten schließlich für die Homosexuellen-Ehe - bei einer Wahlbeteiligung von rund 80 Prozent.

Bei einer Siegesfeier in einem Park in Syndey fielen sich Tausende in die Armen, und auf der Bühne stimmten Aktivisten und Befürworter der Homosexuellen-Ehe wie der vielfache Schwimm-Olympiasieger Ian Thorpe Jubelchöre an. In Sydney, Melbourne und anderen Städten zogen Homosexuelle später in spontanen Paraden durch die Straßen und schwangen dabei die Regenbogenfahne. Es knallten die Sektkorken, und das Bier in den Bars und Clubs floß in Strömen.

Die Frage spaltete nicht nur die konservative Partei, die Teilung ging durch ganze Familien. So sprach sich Tony Abbott, der erzkonservative Ex-Premier - der ursprünglich Priester werden wollte -, dezidiert gegen eine Liberalisierung aus. Währenddessen kämpften seine lesbische Schwester und eine Tochter Abbotts leidenschaftlich dafür.

Turnbull will Gesetz noch vor Weihnachten

Turnbull begrüßte das "überwältigende Ja" und kündigte eine Abstimmung des Parlaments noch vor Weihnachten an, um gleichgeschlechtliche Ehen per Gesetz zu legalisieren. "Sie haben für Fairness gestimmt, für Engagement, für die Liebe", sagte er. Die Stimme der Menschen müsse nun respektiert werden. "Wir haben sie nach ihrer Meinung gefragt, und sie haben sie uns gegeben." Nunmehr sei es an der Regierung, "zu liefern". Über die Parteigrenzen hinweg gibt es in Australien vermutlich heute schon genug Abgeordnete, die die gleichgeschlechtliche Ehe unterstützen.

Grund für die ungewöhnliche Abstimmung per Post war, dass die Opposition die Pläne des konservativen Premiers für eine richtige Volksabstimmung über die Ehe für alle blockiert hat. Labor-Partei und Grüne plädieren zwar für eine so genannte Homo-Ehe. Die Befragung hielten sie für überflüssig und auch für zu teuer. Die Kosten liegen bei umgerechnet etwa 80 Millionen Euro. Die Beteiligung war bis zuletzt die größte Ungewissheit der Abstimmung, weil sie im Gegensatz zu allgemeinen Wahlen der Freiwilligkeit unterlag.

In vielen westlichen Staaten ist die Ehe für alle bereits Gesetz. In Deutschland hatte der Bundestag im Juni den Weg dafür freigemacht. In Kraft trat sie am 1. Oktober. In Österreich können sich gleichgeschlechtliche Paare zwar verpartnern, nicht aber heiraten. Der Verfassungsgerichtshof hat allerdings im Oktober angekündigt, er werde die Öffnung der Ehe für gleichgeschlechtliche Paare prüfen. (DPA/vier)

(AFP/DPA)

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