Frankreich kündigt komplettes Handyverbot in Schulen ab 2018 an

APA/AFP/PAUL CROCK
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Kinder sollen künftig weder im Unterricht noch in den Pausen ihr Smartphone benutzen dürfen. Die Ankündigung des französischen Unterrichtsministers stößt auf Kritik.

Spiele spielen, chatten oder Musik hören? Das wird in Frankreichs Schulen bald nicht mehr möglich sein. Am Sonntag kündigte der französische Unterrichtsminister Jean-Michel Blanquer ein Komplettverbot für Handys in Frankreichs Bildungseinrichtungen ab dem kommenden Schuljahr an. Damit setzt der Minister ein Wahlversprechen von Präsident Emmanuel Macron um.

Mobiltelefone sind in Volksschulen und Unterstufen bereits seit 2010 im Unterricht verboten; per Schulordnung können strengere Regeln eingezogen werden. Nun will die Regierung den Bann auf die gesamte Schule ausweiten. Auch in den Pausen oder beim Mittagessen sollen Schüler die elektronischen Geräte nicht mehr benutzen dürfen.

"Heutzutage spielen Kinder nicht mehr in den Pausen", sagte Blanquer. "Sie sitzen alle nur vor ihren Smartphones. Aus bildungspädagogischer Sicht ist das ein Problem." Zudem sei die Maßnahme eine Sache der "öffentlichen Gesundheit", argumentierte der Minister.

Ein ähnliches Vorhaben gab es bereits in New York. Doch damals kippten Eltern den Plan von Bürgermeister Bill de Blasio. Auch in Frankreich ist die Skepsis groß. Viele Schüler, Lehrer und Eltern seien gegen die Idee, berichtet der "Guardian". Wie könne man das Kind im Ernstfall erreichen, wenn es kein Handy habe und jeden Tag selbst in die Schule fahre, lautet eine Sorge der Eltern.

Chöre in allen Schulen

Ein anderer Einwand betrifft die Umsetzung des Vorhabens. "Wie wollen die Schulen sie aufbewahren? Und wie gehen sie sicher, dass die Handys ihren Besitzern am Ende des Tages zurückgegeben werden?", fragte etwa der Chef der Elternvertreter, Gérard Pommier, im "Guardian".

Doch eine Studie der London School of Economics zeigt: In Schulen, in denen Smartphones verboten sind, verbesserten sich die Testergebnisse der 16-jährigen Schüler um 6,4 Prozent. Besonders Kinder aus Familien mit niedrigem Einkommen profitierten von solchen Verboten.

Noch eine andere Änderung aber verkündete Blanquer am Wochenende: Bis September 2019 sollen landesweit in den Schulen Chöre eingerichtet werden. Dafür will die Regierung 20 Millionen Euro zur Verfügung stellen. Statt Handytönen könnte dann also vermehrt Gesang in Frankreichs Schulen erklingen.

>>> BBC.

>>> Guardian.

>>> Quartz.

>>> France 24.

>>> Passus im Schulgesetz aus 2010

(maka)

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