Nach dem Tankerunglück im Ostchinesischen Meer müssen die Behörden nun zugeben, dass die Umweltschäden doch groß sind – wobei der volle Umfang unklar ist.
Shanghai. Nach dem Tankerunglück vor der Küste Chinas beteuerten die Behörden des Landes rasch, dass die Umweltauswirkungen durch das austretende Leichtöl begrenzt wären. Experten warnten aber von Anfang an vor einer Umweltkatastrophe historischen Ausmaßes. Nun müssen auch chinesische Behörden zugeben, dass sich der Ölteppich rasch ausbreite.
Die „Sanchi“ war am 6. Jänner mit 136.000 Tonnen Leichtöl an Bord auf hoher See mit einem chinesischen Frachter zusammengestoßen und sofort in Brand geraten, alle 32 Besatzungsmitglieder – 30 Iraner und zwei Bangladescher – kamen dabei vermutlich ums Leben. Nach mehreren Explosionen sank die „Sanchi“ schließlich. Chinesischen Medienberichten zufolge könnte ihr eigener Tank bis zu tausend Tonnen Treibstoff enthalten haben. Zudem tritt jetzt auch Ölkondensat aus, das zwar auf den ersten Blick nicht zu sehen ist, für die Meeresbewohner aber besonders giftig ist.
Giftsäule im Wasser
Die staatliche chinesische Meeresbehörde hatte zunächst erklärt, dass keine größeren Schäden zu erwarten seien. Für den Menschen seien ohnehin nur minimale Auswirkungen zu befürchten, da der Tanker so weit von der Küste entfernt sei, erklärte ein hochrangiger Vertreter. Später hieß es aber, der Ölteppich sei „sehr viel größer“. Flugzeuge entdeckten laut der Meeresbehörde drei verschiedene Ölteppiche von bis zu 18,2 Kilometern Länge, wie die Nachrichtenagentur Xinhua meldete. Diese würden sich wegen des Winds und der Meeresströmung Richtung Norden bewegen. „Die Beseitigung der Umweltverschmutzung ist eines unserer Ziele“, sagte der Sprecher des chinesischen Außenministeriums, Lu Kang. „Niemand möchte eine neue große Katastrophe erleben.“
Anders als Rohöl bildet Ölkondensat keinen Teppich auf der Meeresoberfläche, sondern erzeugt unter Wasser eine giftige Säule aus Kohlenwasserstoffen. Für die Lebewesen im Ostchinesischen Meer bedeute das Lebensgefahr, so die Experten. (ag.)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.01.2018)