Chinas Christen werfen Papst "Ausverkauf" an China vor

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Franziskus will sieben Bischöfe der von Peking geduldeten Staatskirche anerkennen. Die zehn Millionen illegalen Papst-Anhänger in China sehen das als Affront.

Papst Franziskus hat mit seinen Bemühungen, auf die kommunistische Führung in China zuzugehen, eine heftige Kontroverse ausgelöst. Berichte über seine Pläne für eine mögliche Anerkennung von Bischöfen der staatlichen "patriotischen" Kirche Chinas, die den Papst nicht als Autorität anerkennt, stießen auf Warnungen vor einem "Ausverkauf" der Katholiken der chinesischen Untergrundkirche.

Knapp die Hälfte der schätzungsweise mehr als zehn Millionen Katholiken in China entzieht sich der staatlichen Kontrolle und steht loyal zum Papst, wofür viele auch verfolgt werden. Nach einem Bericht des "Wall Street Journal" vom Freitag will das Oberhaupt der katholischen Kirche in einem großen Zugeständnis an die Führung in Peking sieben Bischöfe der Staatskirche anerkennen. Dafür wolle der Papst deren Exkommunizierung zurücknehmen, berichtete das Blatt unter Hinweis auf eine Person, die mit dem Plan vertraut sei. Die Bischöfe waren mit Exkommunizierung - dem Ausschuss aus der Kirche - bestraft worden, weil sie gegen den Willen des Papstes ihre Ernennungen durch die Staatskirche angenommen hatten.

Der Vatikan habe Peking informell von der Entscheidung des Papstes über die sieben Bischöfe der Staatskirche unterrichtet, die im Frühjahr verkündet werden könne, berichtete das "Wall Street Journal". Es sei Teil einer angebotenen Abmachung, nach der Peking dem Papst im Gegenzug ein Vetorecht bei der Auswahl der Kandidaten für Bischofsposten der Staatskirche einräume. Eine wesentliche Forderung der kommunistischen Führung dafür sei aber gewesen, dass der Papst die sieben Bischöfe anerkenne, schrieb die Zeitung.

Keine diplomatischen Beziehungen wegen Taiwan-Frage

Nach ihrer Machtübernahme hatten die Kommunisten 1949 die diplomatischen Beziehungen zum Vatikan abgebrochen und 1951 die "Katholische Patriotische Vereinigung" gegründet. Priester und Ordensschwestern, die dieser Staatskirche nicht beitreten wollten, wurden inhaftiert, geschlagen und manche umgebracht. Wer weiterhin dem Papst die Treue hielt, musste in den Untergrund flüchten. Der Papst, der noch nie zu einem Besuch nach China reisen konnte, hat wiederholt erklärt, die Spaltung der Kirche überwinden zu wollen.

Da Chinas Führung keinen ausländischen Einfluss auf Religionsgruppen duldet, ist die Ernennung von Bischöfen der größte Streitpunkt. Unter Staats- und Parteichef Xi Jinping wurde die Kontrolle noch verschärft. Die diplomatischen Beziehungen des Vatikans zu Taiwan, das die Kommunisten nur als abtrünnige Provinz ansehen, gelten nicht als Hindernis für eine Annäherung. Um formelle Beziehungen zu Peking aufnehmen zu können, müsste der Vatikan das Verhältnis zu Taipeh aufgeben, wozu der Papst nach Ansicht von Beobachtern bereit wäre.

Zuvor war berichtet worden, dass eine Delegation des Vatikans bei einem Besuch im Dezember in China zwei Bischöfe der Untergrundkirche unter Druck gesetzt hätten, ihre Positionen zugunsten von Vertretern der Staatskirche zu räumen. Der bisher einmalige Vorgang stieß auf heftige Kritik innerhalb der Kirche. Der pensionierte Bischof von Hongkong, Kardinal Joseph Zen, drängte den Papst nach eigenen Angaben bei einer Audienz Mitte Jänner in Rom, davon abzusehen.

Vatikan "verrät" die katholische Kirche

Nach seiner Darstellung zeigte der Papst durchaus Verständnis für seine kritische Position, meinte Zen Doch trat der Vatikan dem Eindruck entgegen, dass es Differenzen zwischen Franziskus und seinen Unterhändlern gebe, die den Dialog mit Peking führen. Ein Vatikansprecher übte am Dienstag scharfe Kritik an Kirchenvertretern, "die Verwirrung und Streit fördern".

Angesichts der Verfolgung und Unterdrückung der Katholiken der Untergrundkirche in China hatte Kardinal Zen am Tag zuvor in einem offenen Brief davor gewarnt, sich einem "totalitären Regime" zu ergeben. "Denke ich, dass der Vatikan die katholischen Kirche in China verrät?", schrieb der Kardinal. "Ja, definitiv, wenn sie in die Richtung gehen, die erkennbar ist von allem, was sie in den vergangenen Jahren und Monaten tun."

(APA/dpa)

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