Nach Angriff auf Afrikaner Rassismusdebatte in Italien

Der Mord an einer 18-jährigen Römerin, die angeblich von einem nigerianischen Drogendealer ermordet worden ist, sei der Grund, der den 28-Jährigen Luca T. zu einer Schießerei im norditalienischen Macerata bewogen habe, bei der sechs afrikanische Migranten verletzt wurden.

Nach dem Angriff auf Afrikaner im italienischen Macerata ist in Italien eine heftige politische Debatte über Rassismus und Ausländerhass entbrannt. Bei den Angeschossenen handelt es sich insgesamt um fünf Männer und eine Frau, die aus Mali, Ghana, Nigeria und Gambia stammen. Dass der Schütze aus Fremdenhass gehandelt habe, sei unbestreitbar, berichtete Innenminister Marco Minniti.

"Uns steht ein weiterer Monat Wahlkampf bevor. Die Gefahr, dass Hass zu neuer Gewalt führt, ist äußerst groß", sagte Minniti laut der Mailänder Tageszeitung "Corriere della Sera" (Sonntagsausgabe). Er appellierte an die Parteien, die Wahlkampftöne zu dämpfen. Das Thema Migration ist zurzeit ein zentrales Thema der Wahlkampagne.

Regierungschef Paolo Gentiloni warnte vor einer "Gewaltspirale". "Hass und Gewalt werden es nicht schaffen, uns auseinanderzutreiben", sagte der Premier am Samstag in Rom. Er rief die Parteien zu "Verantwortungsbewusstsein" und zum Verzicht auf gewalttätige Wahlkampfpropaganda auf. Der Vorsitzende der ausländerfeindlichen Lega, Matteo Salvini, distanzierte sich von der Schießerei, machte aber zugleich eine ungeregelte Einwanderung für soziale Konflikte verantwortlich.

Rache als Motiv

Die Schüsse waren am Samstagvormittag an verschiedenen Orten in der Provinzhauptstadt in der Adria-Region Marken gefallen. Sechs Personen wurden verletzt. Ein afrikanischer Migrant wurde schwer verletzt und musste operiert werden. Der Täter, ein 28-jähriger Italiener mit Verbindungen zu rechtsextremistischen Kreisen, habe eine "Borderline"-Persönlichkeit, berichtete ein Freund des Mannes. Der Tatverdächtige wurde in ein Gefängnis nach Ancona gebracht. In der Wohnung des 28-Jährigen wurde rechtsextremistisches Propagandamaterial sowie eine Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" beschlagnahmt.

Der Mord an einer 18-jährigen Römerin, die angeblich von einem nigerianischen Drogendealer getötet worden ist, sei der Grund, der Luca T. zur Schießerei in Macerata bewogen hoben, hieß es aus Ermittlerkreisen. Die Teenagerin war am Montag aus einer Drogenentzugsanstalt bei Macerata verschwunden, in der sie sich seit wenigen Tagen wegen ihrer Rauschgiftprobleme aufgehalten hatte. Die Trolleys mit ihrer Leiche waren am Mittwoch auf einer Landstraße in Pollenza nahe Macerata von einem Mann bemerkt worden, der die Polizei informierte. In der Wohnung des Nigerianers wurden die blutbeschmierten Kleider der jungen Frau und ein Beil gefunden, mit dem der Täter die Leiche zerstückelt haben soll. Der Nigerianer bestreitet die Vorwürfe.

Die Lage der sechs im Krankenhaus eingelieferten Verletzten sei stabil, teilten inzwischen die Ärzte mit. Niemand sei in Lebensgefahr. Bei den Verletzten handelt es sich um Migranten im Alter zwischen 22 und 33 Jahren.

(APA/DPA)

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