Jugendaufstand gegen Waffen: "Haben Angst zur Schule zu gehen"

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Unter dem Motto "March for our lives" gehen in den USA Hunderttausende gegen Waffengewalt auf die Straße. Und auch weltweit folgen Demonstranten dem Aufruf der Überlebenden des Massakers von Florida.

In den USA sind am Samstag zahlreiche Menschen für schärfere Waffengesetze auf die Straße gegangen. Nach dem Amoklauf in einer High School in Florida waren unter dem Motto "March for our lives" ("Marsch für unsere Leben") Kundgebungen im ganzen Land geplant.

Mit dem größten Zulauf rechneten die Organisatoren in Washington: Dort sollten bis zu 500.000 Demonstranten die Politik zum Verbot von jener Art von Waffen bringen, mit der der 19-jährige Täter am Valentinstag in Parkland bei Fort Lauderdale 17 Menschen tötete. Die Bewegung geht auf Jugendliche zurück, die inzwischen massiv Spenden eingesammelt haben und bei den Demos auch auf die Unterstützung von Prominenten zählen können.

An der Spitze der Bewegung stehen Schüler der Marjory Stoneman Douglas High School in Parkland. Ein ehemaliger Mitschüler hatte dort Mitte mit einem Schnellfeuergewehr ein Blutbad angerichtet. Es heizte die Debatte über das laxe US-Waffenrecht an, ohne dass bisher weitreichende Gesetzesänderungen beschlossen wurden.

Demonstranten in Wien solidarisieren sich

"Wir sind diejenigen, die jeden Tag Angst haben, zur Schule zu gehen", sagte die 17-jährige Lauren Tilley, die mit einer Gruppe aus Kalifornien zum Protestmarsch nach Washington gereist war, der Nachrichtenagentur AFP. Es könne nicht so weitergehen wie bisher. Der 68-jährige Jeff Turchin aus New York sagte, er glaube "an diese Bewegung". "Diese Kinder haben recht. Sie wollen leben." Der 15-jährige Elijah Schneider aus New York nannte die Demonstration ein "historisches Ereignis" und verlangte mehr Sicherheit in den Schulen. "Etwas, das nichts mit Waffen zu tun hat. Wir brauchen etwas Besseres."

Insgesamt waren den Organisatoren zufolge mehr als 800 Demonstrationen in den USA und weltweit geplant. Fotos von Solidaritätskundgebungen in Nordirland, auf Mauritius und in Schweden machten auf Twitter die Runde. Auch in Paris und London sowie in mehreren deutschen Städten gab es Demonstrationen - darunter in München und Berlin. In Wien folgten rund 100 Personen am Ballhausplatz dem Aufruf der "Democrats Abroad", der Organisation für US-Demokraten im Ausland.

US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag ein Gesetz unterzeichnet, das Hilfen für Schulen im Kampf gegen Waffengewalt sowie etwas schärfere Überprüfungen potenzieller Waffenkäufer vorsieht. Das US-Justizministerium will zudem Schnellfeuervorrichtungen für Gewehre verbieten. Das US-Präsidialamt erklärte, die Sicherheit der Kinder habe für Trump oberste Priorität. Er begrüße es zudem, dass so viele junge Amerikaner bei den Demos am Samstag von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch machten.

Schüler übernehmen "Guardian"-Webseite

In einem Brief an Überlebende des Schulmassakers haben US-Schauspieler George Clooney und seine Frau Amal ihre Unterstützung zugesichert. "Amal und ich stehen unterstützend und dankend hinter euch. Ihr macht mich wieder stolz auf mein Land", schrieb der 56-Jährige in einem von der britischen Zeitung "The Guardian" veröffentlichten Brief.

Am Freitag übernahmen Redakteurinnen der Schülerzeitung der Oberschule in Parkland die "Guardian"-Webseite, um die Berichterstattung zu den Protestaktionen zu koordinieren. Ein Interview mit ihnen lehnten die Clooneys ab, weil es "viel effektiver" sei, wenn die "starke Botschaft" von jungen Menschen an Erwachsene herangetragen werde. Das Ehepaar habe aber 500.000 US-Dollar (rund 404.000 Euro) für die Protestaktion gespendet, schrieben die Schülerinnen.

>>> Clooney-Artikel im "Guardian".

(APA/AFP/dpa)

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