Fall Alfie: Weitere Niederlage für Eltern

Mehr als 200.000 Menschen hatten die Eltern in einer Petition unterstützt.
Mehr als 200.000 Menschen hatten die Eltern in einer Petition unterstützt. Action Images via Reuters
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Ein Berufungsgericht in London bestätigte am Mittwochabend ein Urteil, wonach das schwerkranke Baby Alfie nicht für eine weitere Behandlung ausgeflogen werden darf.

Die Eltern des schwerkranken Buben Alfie Evans haben eine weitere juristische Niederlage erlitten. Ein Berufungsgericht in London bestätigte am Mittwochabend ein Urteil, wonach Alfie nicht für eine weitere Behandlung nach Rom ausgeflogen werden darf. Die drei Richter wiesen die vom Vater und der Mutter des Buben eingereichten Beschwerden gegen die Entscheidung zurück.

Die Eltern des 23 Monate alten Kleinkinds wollten ihn für eine Weiterbehandlung in ein Kinderkrankenhaus des Vatikans verlegen. Neben allen britischen Instanzen hatte aber auch der Europäische Menschenrechtsgerichtshof den Antrag der Eltern abgewiesen.

Alfie Evans ist an einem seltenen, degenerativen Hirnleiden erkrankt. Er ist seit Dezember 2016 im Krankenhaus. Die lebenserhaltenden Geräte wurden am Montag nach einer Gerichtsentscheidung abgeschaltet. Der Bub atmete daraufhin selbständig. Später wurden die Beatmungsgeräte wieder eingeschaltet.

Papst Franziskus bot eine Behandlung an

Der Fall fand wegen des öffentlichkeitswirksamen Engagements der Eltern weit über Großbritannien hinaus Beachtung. Mehr als 200.000 Menschen hatten die Eltern in einer Petition unterstützt. Auch Papst Franziskus setzte sich zuletzt für den kleinen Buben ein und bot eine Behandlung in einem vom Vatikan betriebenen Kinderkrankenhaus in Rom an.

Alfies Vater hatte auch die Hoffnung geäußert, sein Sohn könne, wenn schon nicht nach Italien, dann doch wenigstens nach Hause gebracht werden. Ein Vorschlag, den ein Richter bereits am Dienstag ins Spiel gebracht hatte. Das Krankenhaus zeigte sich aber skeptisch. Eine sofortige Verlegung sei wegen der "Feindseligkeit" der Unterstützer von Alfies Eltern gegen die Krankenhausmitarbeiter zurzeit unmöglich. Seit Tagen demonstrieren Dutzende vor der Kinderklinik in Liverpool.

In Deutschland würde Alfie nach Expertenansicht "selbstverständlich auf Wunsch der Eltern weiterbehandelt" werden, sagte der Professor für Kinderkardiologie und Pädiatrische Intensivmedizin vom Universitätsklinikum München, Nikolaus Haas, am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur in London. Der Professor, der Alfie im Auftrag eines britischen Gerichts untersucht hat, wundert sich zudem, dass der Bub noch nicht längst bei seinen Eltern ist. In Deutschland gebe es Hunderte, wenn nicht Tausende Menschen, die in einem ähnlichen Zustand zu Hause betreut würden.

(APA/dpa)

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