Höhlenunglück

Thailand: Gesund und hungrig in die Freiheit

APA/AFP/ROYAL THAI NAVY/HANDOUT
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Den aus der thailändischen Höhle geretteten Jugendlichen geht es gut. Umarmt werden dürfen sie aber noch nicht. Unterdessen ging die Rettung ihrer Teamkameraden weiter. Fünf Personen saßen weiterhin unter der Erde fest.

Direkten Körperkontakt mit Freunden und Verwandten erlauben die Ärzte aber noch nicht. Nach der kräftezehrenden Isolation in der Höhle ist die Infektionsgefahr zu groß.
Bangkok/Chiang Rai.
Mehr als zwei Wochen waren sie von ihren Familien getrennt, doch auf die lang ersehnten Umarmungen müssen die aus der thailändischen Höhle Tham Luang geretteten Jugendlichen immer noch warten. Am Montag wachten vier Spieler einer Jugendfußballmannschaft zum ersten Mal seit dem Beginn ihrer Tortur nicht zwischen Felsen in der Dunkelheit auf, sondern in einem Krankenhausbett. Sie waren am Sonntag als erste der insgesamt 13 Eingeschlossenen befreit worden.

Am Abend folgen ihnen weitere Teamkameraden der Mannschaft, die sich selbst „die Wildschweine“ nennt: Nach und nach holen die Rettungskräfte wieder vier Buben aus der Höhle. Auf Tragen bringen sie sie in Rettungswagen und Hubschrauber und machen sich auf den Weg zum Krankenhaus. Hunderte Reporter aus aller Welt warten ein paar Kilometer entfernt vom Höhleneingang auf Neuigkeiten. Ihre TV-Stationen berichten in Sondersendungen über die „Breaking News“, jedes Mal, wenn einer der Burschen die Höhle verlässt. Am Ende des geglückten Rettungstages reist der Chef von Thailands Militärregierung, Premierminister Prayut Chan-o-cha, zum Eingang der Höhle und unterhält sich mit den wartenden Angehörigen. Der bisherige Erfolg der Mission ist auch eine Erleichterung für seine Regierung, die seit ihrer Machtübernahme durch einen Putsch vor vier Jahren international regelmäßig in der Kritik steht.

Prayut hatte die Einsatzkräfte bereits vor eineinhalb Wochen besucht. Dass die Rettung der Jugendlichen so positiv verlaufen würde, war zu dem Zeitpunkt nicht mehr als eine vage Hoffnung. Seit dem 23. Juni waren die Burschen und ihr Trainer in der Höhle im Norden Thailands eingeschlossen. Sie waren dort für einen Ausflug nach dem Fußballtraining und wurden vom starken Monsunregen und einer Sturzflut überrascht. Mehr als eine Woche lang war nicht klar, ob sie überhaupt überlebt hatten – bis britische Taucher die Gruppe ausgezehrt, aber unversehrt mehrere Kilometer tief in der Höhle entdeckten.

Doch die Rettung ist schwierig: Enge Schächte, schlechte Sicht und starke Strömungen machten den Rettungstauchern in der überfluteten Höhle zu schaffen. Ein Mitglied des Rettungsteams starb, weil ihm auf dem Weg die Luft ausging. Und um die Buben zu befreien, die offenbar zum Teil nicht einmal schwimmen können, mussten die Helfer ihnen erst einen Grundkurs im Tauchen geben. Gleichzeitig pumpten Rettungskräfte Tausende Liter Wasser aus der Höhle und hatten mit dem Wetter Glück: Es regnete weniger stark als befürchtet, die Fluten gingen zurück.
„Es sind heute wieder perfekte Bedingungen, so wie gestern“, sagte Einsatzleiter Narongsak Osottanakorn am zweiten Rettungstag, kurz nachdem sich die Taucher erneut in die Höhle begeben hatten. Es war die gleiche Gruppe an Einsatzkräften, die bereits am Sonntag erfolgreich war: Sie kennen sich in der Höhle aus und wissen, wo die schwierigen Stellen sind.

"Die Presse"-Grafik

Namen der Geretteten geheim

Die ersten geretteten Jugendlichen scheinen sich unterdessen von dem schwierigen Weg aus der Höhle erholt zu haben. „Sie sind alle sicher und gesund“, berichtete der Einsatzleiter, der ihre Identitäten nicht preisgeben wollte, bevor der Rettungseinsatz nicht abgeschlossen ist. „Sie haben sich nur beklagt, dass sie hungrig sind.“ Nach etlichen Tagen ohne Essen müssen sich ihre Körper erst noch an Nahrungsaufnahme gewöhnen. Die Jugendlichen haben aber schon eine klare Vorstellung, was sie als erstes essen wollen: „Sie wollen gebratenes Thai-Basilikum mit Schwein und Reis“, erzählt Narongsak.

Wie lange sie noch auf das Festmahl warten müssen, ließ er offen. Am Dienstag will er sich mit seinem Team darauf konzentrieren, die restlichen Kinder und den Trainer rauszuholen: Fünf Personen warteten noch auf ihre Rettung. Die Einsatzkräfte hoffen, dass schwere Regenfälle ausbleiben. Dann könnte das „Wildschwein“-Team bald wieder vereint sein.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 10.07.2018)

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