Gedenkfeier an den Gräbern von Srebrenica

Gedenken an die Opfer des Genozids.
Gedenken an die Opfer des Genozids.APA/AFP/ANP/BART MAAT
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Auch 23 Jahre nach dem Genozid an 7000 Muslimen gibt es nach wie vor keine Versöhnung.

Belgrad/Srebrenica. Noch immer werden im bosnischen Srebrenica die Opfer des Massenmords zu Grabe getragen. 23 Jahre nach dem von serbisch-bosnischen Truppen in der damaligen UN-Schutzzone begangenen Genozid an mehr als 7000 Muslimen wurden am Mittwoch auf dem Gedenkfriedhof von Potočari die Überreste von 35 Opfern beerdigt. Bisher ruhen dort 6575 mit DNA-Abgleichen identifizierte Opfer. Mehr als 1000 gelten noch als vermisst.

Mit General Ratko Mladić und dem früheren Serbenführer Radovan Karadžić sind die Hauptverantwortlichen für dieses schauerliche Kriegsverbrechen mittlerweile verurteilt worden. Doch von einer Versöhnung über den Gräbern kann im zerrissenen Vielvölkerstaat Bosnien und Herzegowina auch knapp ein Vierteljahrhundert nach Ende des Bosnienkriegs (1992-95) keine Rede sein. Im Gegenteil: Wie jedes Jahr wird der Gedenktag von Aufrechnungen und Spannungen überschattet.

Politiker und Opferverbände der muslimischen Bosniaken werfen der Republika Srpska in Bosnien und dem Staat Serbien vor, den Völkermord von Srebrenica relativieren zu wollen. Belgrad und Banja Luka halten Sarajewo und dem Westen wiederum vor, die bosnischen Serben zum alleinigen Kriegsschuldigen zu machen.

Munira Subašić von der Opferorganisation „Die Mütter von Srebrenica“ hatte angekündigt, der deutschen Justiz am Gedenktag eine Liste mit den Namen von 22.000 bosnischen Serben zu überreichen, die am Völkermord beteiligt gewesen sein sollen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.07.2018)

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