Staatenloser wird im Höhlendrama zum Wortführer der Fußballmannschaft

APA/AFP/ROYAL THAI NAVY/HANDOUT
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Der 14-jährige Adul Sam-on lebt seit Jahren als Flüchtling in Thailand. Doch nur er kann Englisch sprechen und so ist er maßgeblich an der Rettungsaktion beteiligt.

Für Adul Sam-on war das Höhlendrama nur eine weitere Episode in einem strapazvollen Leben: Schon mit sechs Jahren wurde der heute 14-Jährige zum Flüchtling, getrennt von seiner armen, ungebildeten Familie geht er seitdem in Thailand in die Schule. Seine Eltern erhofften sich dort für ihn ein besseres Leben. Adul stammt aus dem faktisch autonomen, aber nicht anerkannten Wa-Staat im Nachbarland Myanmar. Der gewaltsame Konflikt der dort herrschenden Miliz mit der Regierung Myanmars hat tausende Menschen ins Exil gedrängt.

Ohne Pass und ohne Geburtsurkunde ist er einer von mehr als 400.000 Menschen, die nach Angaben des Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen in Thailand als staatenlos registriert sind. Anderen Quellen zufolge haben bis zu 3,5 Millionen Menschen in dem Land keine Staatsangehörigkeit.

Mehr als zwei Wochen verbrachte er mit elf weiteren Mitgliedern der Jugendfußballmannschaft in den Tiefen der Tham Luang Höhle im Norden Thailands. Und es war dieser Staatenlose, der maßgeblich für das Gelingen der Rettungsaktion war. Als einziger der Gruppe spricht Adul Englisch (mit Thailändisch, Burmesisch, Mandarin und Wa nur eine von fünf Sprachen). So konnte er mit den Mitgliedern eines britischen Taucherteams kommunizieren, die die Eingeschlossenen als erstes erreichten. "Welchen Tag haben wir?", fragte die Retter. Er und die anderen hätten Hunger.

Adul ist der beste Schüler in seiner Klasse, sagte der Direktor in einem Gespräch mit der "New York Times". Wegen guter schulischer und sportlicher Leistungen muss er keine Schulgebühren zahlen, das Mittagessen ist für ihn umsonst. 20 Prozent der Schüler seien staatenlos, die Hälfte gehöre ethnischen Minderheiten an. Eben die Staatenlosigkeit mache Schüler wie Adul nur stärker. "Diese Kinder haben einen Kampfgeist, der ihnen hilft, sich hervorzutun."

>>> Bericht in der "New York Times".

(red.)

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