Missbrauch: US-Kirche bittet um Visitation

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Nach Aufdeckung sexueller Übergriffe durch Priester soll der Vatikan untersuchen.

Harrisburg/Hamburg. Nach Berichten über Tausende Fälle von Kindesmissbrauch durch katholische Priester in den USA hat der Missbrauchsbeauftragte der deutschen Regierung der Kirche unzureichende Aufklärung vorgeworfen: Das werde „wohl noch zu oft als Gefahr für die eigene Institution gesehen“, sagte Johannes-Wilhelm Rörig.

Auch an der katholischen Kirche Deutschlands übte er Kritik: „Es sind nicht nur Einzelfälle. Es sind immer auch strukturelle Probleme, die sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen ermöglichen.“ Diesen Strukturproblemen müsse sich die katholische Kirche stellen, anstatt nur auf ihre Reputation bedacht sein, und Opfer- vor Täterschutz reihen.

Der Vatikan reagierte mit Bestürzung auf die Enthüllungen in den USA. Es gebe lediglich zwei Worte: „Scham und Bedauern“, hieß es in der Nacht auf Freitag. Laut dem am Dienstag veröffentlichten Bericht der Staatsanwaltschaft von Pennsylvania haben sich in den vergangenen 70 Jahren mehr als 300 namentlich genannte Priester in Tausenden Fällen an Kindern vergangen. Es ist die umfassendste Sammlung von Missbrauchsvorwürfen in der katholischen Kirche der USA.

Vertuschung dementiert

Der Bischof von Pittsburgh (Pennsylvania), David Zubik, bestritt eine „systematische Vertuschung“, entschuldigte sich aber für die Vorfälle. Von „moralischer Katastrophe“ sprach der Präsident der US-Bischofskonferenz, Kardinal Daniel DiNardo. Er beantragte beim Vatikan, die Missbrauchsvorwürfe gegen den früheren Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick, zu prüfen.

Vor Kurzem hatte Papst Franziskus dessen Rücktritt angenommen und ihm Hausarrest verordnet, auch wurde ihm die Kardinalswürde entzogen. Die US-Bischofskonferenz kündigte Reformen an und bat den Vatikan um eine Visitation, also eine Untersuchung vor Ort. (ag.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.08.2018)

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