Zahlreiche Todesopfer nach Unwetter auf Mallorca

Der Tag nach der Flut in Sant Llorenç im Osten Mallorcas.
Der Tag nach der Flut in Sant Llorenç im Osten Mallorcas. (c) REUTERS (ENRIQUE CALVO)
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Ein Gewitter mit Starkregen löste im Osten Mallorcas Sturzfluten aus. Mindestens neun Menschen starben, viele werden vermisst.

Palma. Erst am Mittwoch wurde das Ausmaß der Regen- und Schlammkatastrophe klar: In der Ortschaft Sant Llorenç des Cardassar, rund 60 Kilometer östlich von Mallorcas Hauptstadt, Palma, sieht man in den Straßen umgestürzte Autowracks. Einige sind ineinander verkeilt, andere liegen auf dem Dach oder der Seite im Schlamm, der Straßen und Fassaden bedeckt.

Am Dienstagabend hatte ein Unwetter den Dorfbach in einen reißenden Strom verwandelt. Wassermassen donnerten durch die Straßen des Ortes, wo rund 8000 Menschen leben. Dutzende Autos und auch Menschen wurden mitgerissen. Einige Wagen fand man später im rund zehn Kilometer östlich liegenden Küstenort S'Illot.

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Flucht auf Dächer und Bäume

Binnen weniger Stunden fielen rund 220 Liter Regen pro Quadratmeter, so das staatliche Wetteramt. Zu viel für den Bach Ses Planes in Sant Llorenç. „Plötzlich stand alles unter Wasser“, berichtete ein Bewohner im Fernsehen. „Die Autos wurden wie Spielzeug mitgerissen.“ Wasser drang durch Türen und Fenster in Häuser ein, viele Menschen mussten in die oberen Stockwerke, auf Dächer und sogar Bäume fliehen. Alles sei so schnell gegangen, sagte Bürgermeister Mateu Puiggrós, dass man die Bevölkerung nicht warnen konnte.

Nach der Zwischenbilanz der Behörden vom Mittwochnachmittag wurden wenigstens neun Tote in Sant Llorenç sowie den Nachbarorten Artà und S'Illot in Häusern, Kellern und Autos gefunden. Zwei davon waren britische Touristen, die in einem Taxi ertranken; der Fahrer wird vermisst. Die Zahl dürfte steigen, denn es gibt viele Vermisste, die Rede war von mindestens fünf bis mehr als 20, darunter der Ex-Bürgermeister von Artà. Man vermutet, dass sich in einigen der bis ins Meer weggespülten Autos noch Opfer befinden.

Taucher im Einsatz

Hunderte Bewohner mussten die Nacht in provisorischen Unterkünften verbringen. Einige Hotels nahmen kostenlos Menschen auf, deren Wohnungen überflutet worden waren. Rettungskräfte arbeiteten noch am Mittwoch in der Region, Taucher waren im Einsatz, eine Militäreinheit rückte mit Spürhunden, Hubschraubern und schwerem Räumgerät an.

Auch in anderen Gemeinden im Nordosten der Insel, wie etwa in Colònia de Sant Pere, gab es Überschwemmungen. Mancherorts fielen Strom und Telefonnetz aus, Straßen, Brücken und Häuser wurden zerstört. Über der Inselhauptstadt, Palma, entluden sich ebenfalls starke Gewitter, auf dem internationalen Flughafen kam es deswegen zu Verzögerungen.

Wasser floss aus Lampen

Ein Urlauber berichtete aus einem Hotel in Cala Mandia an der Ostküste: „Zwischendurch ging im Hotel der Strom aus, und aus einigen Lampen kam Wasser heraus.“ Zudem habe er auf dem Meer zwei Windhosen beobachtet.

Spaniens Regierungschef, Pedro Sánchez, äußerte sich entsetzt über die „tragischen Überschwemmungen“, er versprach rasche Hilfe. Die Ministerpräsidentin der Balearen, Francina Armengol, erklärte eine dreitägige offizielle Trauer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.10.2018)

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