Macron sorgt mit Lob für Nazi-Kollaborateur für Kritik

REUTERS/Charles Platiau/Illustration
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Im Vorfeld einer Ehrung für den Weltkriegskommandanten Philippe Pétain lobte der französische Präsident ihn als "großen Soldaten". Pétain soll an der Deportation von Juden beteiligt gewesen sein.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat mit Aussagen über den Nazi-Kollaborateur Philippe Pétain scharfe Kritik hervorgerufen. Er hatte Petain als "großen Soldaten" bezeichnet und die Ehrung für Petain und sieben andere Kommandanten des Ersten Weltkriegs am Samstag im Pariser Invalidendom "legitim" genannt. Pétain habe unter deutscher Besatzung zwar "unheilvolle Entscheidungen getroffen", doch ändere dies nichts an seinen Verdiensten für Frankreich während des Ersten Weltkriegs, sagte der französische Staatschef.

Seine Äußerungen sorgten für heftige Kritik. Der jüdische Dachverband Crif zeigte sich "schockiert" über Macrons Äußerungen. Der Linkspolitiker Jean-Luc Melenchon nannte Petain "einen Verräter und einen Antisemiten". Macron äußerte am Donnerstag hingegen Unverständnis über die Empörung. Die historische Wahrheit müsse anerkannt werden, Petain habe "zwei Gesichter" gehabt, sagte Macron am Donnerstag im nordfranzösischen Maubeuge.

Die Zeremonie im Invalidendom am Samstag findet im Zuge der Gedenkfeiern zum Waffenstillstand vor hundert Jahren statt. Macron wird dabei von seinem höchsten Militärberater vertreten. Nach der Kritik am Staatschef erklärte die Regierung am Mittwochabend, dass nur die fünf Marschälle geehrt würden, die im Invalidendom bestattet sind. Petain gehöre nicht dazu.

Petain wurde lange als "Held von Verdun" gefeiert

"Unser Land hätte andere Auseinandersetzungen und Diskussionen nötiger als diese," sagte Macron am Donnerstag. Er habe mit seinen Äußerungen am Vortag lediglich verdeutlichen wollen: "Geschichte lässt sich nicht löschen, wie sind keine Staatsanwälte der Geschichte." Gleichzeitig erinnerte er daran, dass seine Vorgänger bis zu Jacques Chirac (1995-2007) Blumen auf Petains Grab auf der Atlantikinsel Ile d'Yeu niedergelegt hatten.

Der 1856 geborene General Petain wurde lange als "Held von Verdun" gefeiert, weil er die Stadt 1916 in einer monatelangen Schlacht gegen die Deutschen verteidigte. Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich 1940 wurde er dann Kopf des sogenannten Vichy-Regimes im unbesetzten Teil des Landes, das bis 1944 mit den Nazis kollaborierte. Petain war maßgeblich für die Deportation der französischen Juden mit verantwortlich.

(APA/AFP)

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