Mexiko: Der Tod des Drogenbosses

Héctor Beltrán Leyva nach der Verhaftung.
Héctor Beltrán Leyva nach der Verhaftung.(c) REUTERS
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Héctor Beltrán Leyva, berüchtigter letzter Anführer des von Brüdern geführten Beltrán-Leyva-Kartells, ist in einem Spital nahe der Hauptstadt an Herzinfarkt gestorben.

Mexiko City/New York. Wenn er und seine verbrecherischen Brüder jemanden töten ließen, blieb es bisweilen nicht bei Kugeln aus Pistolen und Sturmgewehren, Messerstichen oder bisweilen einer Bombe. Feinde – ganz besonders aus den eigenen Reihen – wurden schon einmal langsam zerstückelt, erstickt, verbrannt, gehäutet oder gekocht. Ihn aber hat ein Herzinfarkt umgebracht: Der frühere Drogenboss und Führer des Beltrán-Leyva-Kartells, Héctor Beltrán Leyva, ist am Sonntag (Ortszeit) in einem Krankenhaus in Toluca nahe Mexiko City gestorben, teilte das Innenministerium am Montag mit. Er war 56 Jahre alt. Seit seiner Verhaftung 2014 war er im Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano nahe Toluca verwahrt worden. Dort klagte er am Sonntag über starke Schmerzen in der Brust und wurde in die Klinik gebracht, wo er während der Behandlung verschied.

Das Kartell, das unter dem Familiennamen existierte und mit Drogen, Waffen und Erpressung Geschäfte trieb, war kurzlebig: Héctor (Spitzname „H“, im Spanischen „Hache“ geschrieben, ausgesprochen „Atsche“) und seine Brüder Alfredo, Arturo, Carlos und Mario Alberto gründeten es 2008, doch schon 2009/10 begann es in viele Grüppchen zu zerfallen, nachdem zwei Brüder verhaftet und einer im Kampf mit Marineinfanteristen getötet worden war.

Gefechte wie in einem „echten“ Krieg

Die Brüder hatten vor 2008 dem Sinaloa-Kartell gedient, das sein Hauptgebiet in den nördlichen und mittleren Abschnitten von Mexikos Pazifikküste hatte bzw. hat. Dessen Boss war seinerzeit Joaquín „El Chapo“ Guzmán – jener Verbrecher, der 2001 und 2015 aus Gefängnissen entkam (einmal durch einen langen Tunnel) und nach der Verhaftung 2016 in die USA gebracht wurde, wo dem 61-Jährigen nun in New York der Prozess gemacht wird. El Chapo dürfte indes gemerkt haben, dass sich mit den Brüdern eine Rivalengruppe im eigenen Kartell zu formieren drohte. Er soll durch Tipps an die Behörden im Jänner 2008 die Verhaftung von Alfredo Beltrán-Leyva ermöglicht haben, worauf sich dessen Brüder abspalteten und dem Sinaloa-Kartell den Krieg erklärten – der auch so ausgetragen wurde, samt Massenschießereien von jeweils Dutzenden Banditen, was in einigen Dörfern zur Entvölkerung durch Morde und Flucht führte.

Schon der Beginn der Fehde im Mai 2008 war extrem, als mindestens 15 Mann einem 22-jährigen Sohn El Chapos in der Garage eines Einkaufszentrums in Culiacán auflauerten und ihn mit Schnellfeuerwaffen und Gewehrgranaten regelrecht auseinanderschossen.

Letztlich zerfiel das Kartell der Brüder in bis zu 27 größere und kleinere Grüppchen, die sich teils noch in dessen Tradition sehen. Als Héctor als letzter nennenswerter Chef 2014 von Soldaten verhaftet wurde, waren die Umstände besonders: Es war am helllichten Tag in einem Meeresfrüchterestaurant in der Stadt Guanajuato, wo er mit einem lokalen Unternehmer namens Germán Goyenecha speiste, der auch als Bürgerrechtsaktivist und Politiker der Grünen aktiv war und als Finanzier der Bande gilt. Diese hatte vorübergehend Kontakte bis in Regierungskreise geschaffen – und die Zweigstelle von Interpol in Mexiko City infiltriert. (wg)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.11.2018)

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