Der Streit um ein einziges Wort offenbart die Krise des Weltklimagipfels

Reuters
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Soll der Weltklimabericht, der vor einem Anstieg der weltweiten Temperaturen um 1,5 Grad warnt, "begrüßt" werden? Auf dem Klimagipfel in Polen ist darüber eine erbitterte Auseinandersetzung ausgebrochen.

Die Weltklimakonferenz COP24 in Polen geht nach holprigen ersten Tagen in die entscheidende Phase. Wo die Verhandlungen zur Umsetzung des Pariser Klimaabkommens auf Fachebene stocken, sollen nun bis Freitag Spitzenpolitiker eine Lösung finden. Auch Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) reist nach Bundespräsident Alexander Van der Bellen nach Kattowitz (Katowice).

Seit einer Woche verhandeln Vertreter aus fast 200 Ländern über Regeln für die Umsetzung des Pariser Klimaschutzabkommens von 2015, das zum Ziel hat, die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten. Das Regelwerk soll Berichte und Pläne der Staaten vergleichbar und transparent machen. Geplanter Abschlusstag ist der kommende Freitag - oft dauern Klimakonferenzen aber etwas länger als geplant.

Schon in der vergangenen Woche wurde die große Kluft innerhalb der Staatengemeinschaft deutlich: Denn es brach ein Streit um den Bericht aus, der als Grundlage der Verhandlungen dienen soll. Darin warnt der Weltklimarat, dass sich das Klima ohne radikale Gegenmaßnahmen von 2030 bis 2052 um 1,5 Grad Celsius erwärmen wird - und das berge enorme Risiken für die Welt.

Saudiarabien und USA bremsen

Der Streit drehte sich darum, ob der Report von der Konferenz offiziell "begrüßt" oder lediglich "zur Kenntnis genommen" werden solle. Was nach Wortklauberei klingt, sind in der internationalen Diplomatie wichtige Signale. Entsprechend hart wird um einzelne Formulierungen gerungen. So drängten einige Staaten, die von der Erderwärmung besonders betroffen sind, darauf, den Klimareport ausdrücklich zu "begrüßen". Das berichtet der "Spiegel". Saudiarabien, die USA, Russland und Kuwait aber wollten lediglich die "Leistung der Wissenschafter" begrüßen.

"Welches Signal senden wir der Welt, wenn wir die beste Wissenschaft nicht begrüßen, deren Botschaft von größter Dringlichkeit ist?", soll ein Vertreter der Malediven, deren Inseln vom Anstieg der Meeresspiegel bedroht sind, darauf gefragt haben. Die EU zeigte sich "enttäuscht". Viele fürchteten nun, dass der Streit um das Wort "begrüßen", nur der Auftakt für eine größere Krise für den Weltklimavertrag sei, heißt es im "Spiegel".

Die Umweltorganisation Greenpeace zog jedenfalls ein enttäuschtes Zwischenfazit. Der Weltklimabericht habe keine Wirkung gezeigt: "Es ist beunruhigend, dass hier kein Klimavorreiter in Sicht ist, auch die EU nicht", sagte Stefan Krug von dem Umweltverband. Auch Alexander Van der Bellen hatte sich nach ersten Gesprächen am Klimagipfel "gemäßigt zuversichtlich" gezeigt, dass die Delegierten zu einem positiven Ergebnis kommen.

>>> Bericht im "Spiegel".

(red.)

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