Japan: Ein Fisch für 2,7 Millionen Euro

Der Topbieter war damals wie heute derselbe. Es ist der Besitzer der großen Sushi-Kette Sushizanmai, Kiyoshi Kimura.
Der Topbieter war damals wie heute derselbe. Es ist der Besitzer der großen Sushi-Kette Sushizanmai, Kiyoshi Kimura.(c) APA/AFP/KAZUHIRO NOGI
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Tokios spektakuläre erste Thunfischauktion 2019 erzielte einen Rekordpreis. Der Topbieter ist Tuna King, Besitzer von mehreren Rohfischrestaurants. Für ihn war es eine PR-Aktion.

Tokio. Es war ein Hammer, was hier unter den Hammer kam. Auf der spektakulären ersten Thunfischauktion im neuen Jahr auf dem Tokioter Fischmarkt wurde ein 278 Kilogramm schwerer Blauflossenthunfisch – er gehört zu den vom Aussterben bedrohten Arten – für den Rekordpreis von 333,6 Millionen Yen versteigert. Das sind umgerechnet 2,7 Millionen Euro und pro Kilogramm fast 10.000 Euro. Damit wurde der bisherige Höchstwert verdoppelt. 2013 zahlte der Käufer für einen 222 Kilogramm schweren Thunfisch umgerechnet 1,3 Millionen Euro.

Der Topbieter war damals wie heute derselbe. Es ist der Besitzer der großen Sushi-Kette Sushizanmai, Kiyoshi Kimura. Er besitzt allein in Tokio 42 Rohfischrestaurants. Mit 2019 sicherte sich der selbst ernannte Tuna King bereits das siebte Jahr den besten Fang der Neujahrsauktion. Auch wenn der Riesenthunfisch portioniert und auf mehrere Restaurants verteilt wird, seinen Kilopreis kann er kaum einspielen. Es geht weniger um die Qualität als um eine PR-Aktion.

Für den Restaurantunternehmer zahlt sich die Risikobereitschaft am Ende aus, denn die mediale Aufmerksamkeit, die dieser Jahresauftakt in Japan genießt, ist enorm. Deshalb wurde geboten – um jeden Preis. Allerdings überraschte die diesjährige Summe den Bieter offenbar selbst. Er habe nicht damit gerechnet, dass es so teuer werde. Der Fisch sei aber von besonderer Qualität, rechtfertigt sich Kimura. Er sei in Oma an der Nordspitze der Hauptinsel Honshu gefangen worden und stamme damit aus einem der besten Thunfischfanggebiete des Landes.

Für den Restaurantbesitzer und die Fischer in Oma war es eine gelungene PR- und Marketingaktion, für den neuen Tokioter Fischmarkt ein versöhnlicher Auftakt und ein guter Start in das neue Geschäftsjahr. Die Neujahrsversteigerung war die erste im neuen Areal von Toyosu, das im Oktober eröffnet wurde. Der 1935 errichtete weltbekannte Tsukiji-Markt im Zentrum Tokios wurde zuvor trotz Protesten geschlossen.

Handel auf künstlicher Insel

Der Umzug auf die rund zwei Kilometer entfernte künstliche Insel war ein langwieriger und kontroverser Prozess. Toyoso ist zwar fast doppelt so groß wie der aus allen Nähten platzende Tsujiki und besitzt auch modernste Kühl- und Hygiene-Einrichtungen. Marktbetreiber und Fans vermissen allerdings das besondere Flair des alten Platzes mit seinen Shops und Restaurants. Das größte Problem aber ist der Ort an sich. Der neue Fischmarkt steht auf dem gefährlich verschmutzten Gelände einer alten Gasfabrik, das mit Millionensummen aufwendig dekontaminiert werden musste. Bis heute zweifeln Kritiker, dass der Boden sauber ist.

Während in Japans Medien Toppreise und Neustart Schlagzeilen machten, reagierten Umweltschützer mit massiven Protesten. Die gefährdeten Meerestiere werden in Japan als besondere Delikatesse geschätzt, in keinem anderen Land wird so viel Blauflossenthunfisch konsumiert wie auf dem fernöstlichen Inselreich.

Die Überfischung, die international seit Langem kritisiert wird, hat zu einer starken Gefährdung des Bestands geführt. Tierschützer warnen deshalb, die Feierlichkeiten um die erste jährliche Auktion würden verbergen, wie tief diese Art in Schwierigkeiten stecke.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.01.2019)

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