Zeuge: Ex-Präsident erhielt 100 Mio. Dollar von Drogenboss "El Chapo"

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In die Geschäfte des Drogenbosses "El Chapo", dem in den USA lebenslange Haft droht, kommt immer mehr Licht. Vor allem seine Verflechtungen mit der mexikanischen Ex-Regierung zeichnen ein Sittenbild der besonderen Art.

Der mexikanische Drogenboss Joaquin "El Chapo" Guzman hat nach Aussage eines Zeugen dem früheren Präsidenten Enrique Pena Nieto Schmiergeld in Höhe von 100 Millionen Dollar (87,54 Mio. Euro) bezahlt. Anfangs hätte Pena Nieto, der den Kontakt zu Guzman zuerst gesucht habe, sogar 250 Millionen Dollar gefordert, sagte der Zeuge Alex Cifuentes am Dienstag im Prozess gegen "El Chapo" in New York.

Der kolumbianische Drogenbaron Cifuentes, der sich selbst als "rechte Hand" Guzmans bezeichnete, antwortete auf die Frage, ob er 2016 gegenüber US-Behörden angab, dass Guzman die Bestechung arrangiert habe: "Das ist richtig." Zur Zahlung, die eine Frau namens Maria in Mexico City abgewickelt habe, sei es im Oktober 2012 gekommen, sagte Cifuentes laut der Nachrichtenagentur Reuters weiter.

Pena Nieto war zu diesem Zeitpunkt bereits zum Präsidenten Mexikos gewählt, angetreten hatte er seinen Posten aber erst im Dezember 2012. Seine Amtszeit endete im November 2018.

Nietos Sprecher wehrt sich

Nach Aussagen Cifuentes hatte Guzman zudem einst eine Nachricht von Pena Nieto erhalten, der Drogenboss müsse nicht länger in einem Versteck leben. Der Kolumbianer hatte nach eigenen Angaben zwischen 2007 und 2013 eng mit "El Chapo" zusammen gearbeitet.

Die Bestechungsvorwürfe gegen den Ex-Präsidenten sowie gegen seinen Vorgänger Felipe Calderon waren bereits zu Prozessauftakt Thema gewesen. Ein Sprecher Pena Nietos wies die Vorwürfe umgehend als "komplett falsch und diffamierend" zurück. Auch Calderon wehrte sich.

Flucht und Auslieferung

Der 61-jährige Guzman muss sich vor einem Bundesgericht im New Yorker Stadtteil Brookly unter anderem wegen Drogenschmuggels, Waffenhandels und Geldwäsche verantworten. Laut Anklage soll das mexikanische Sinaloa-Kartell unter seiner Führung zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und große Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt haben. Guzman, der im Prozess auf nicht schuldig plädierte, droht lebenslange Haft.

Mexiko hatte sich lange gegen die Auslieferung des Drogenbosses an die USA gewehrt. Pena Nieto hatte stets erklärt, dass "El Chapo" von einem mexikanischen Gericht verurteilt werden solle. Die erneute Flucht des Drogenbosses 2015, für die dieser auch Helfer in den Reihen der Sicherheitskräfte gehabt haben muss, führte aber anscheinend zu einem Sinneswandel. Die Auslieferung ging 2017 über die Bühne.

(APA/red.)

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