Papst vor historischer Arabien-Reise: „Wir sind Brüder“

(c) APA/AFP/GIUSEPPE CACACE
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Franziskus will beim am Sonntag beginnenden Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten die Beziehungen zu den Moslems erneuern.

Vatikan/Abu Dhabi. Papst Franziskus bricht am Sonntag zu einem bis Dienstag anberaumten Besuch nach Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate) auf. Es ist die erste offizielle Reise eines römischen Papstes auf die Arabische Halbinsel, die für den Islam „heiliges Land“ ist.

Im Vorfeld bekräftigte Franziskus am Donnerstag per Videobotschaft seinen Willen, im Zuge der Reise zu Muslimen den religiösen Dialog zu stärken. Er wolle eine „neue Seite der Beziehungen zwischen den Religionen“ aufschlagen und „bestätigen, dass wir alle Brüder sind, obgleich wir unterschiedlich sind“. Dem Gastgeberland bescheinigt Franziskus in der rund dreiminütigen Botschaft, dass es versuche, „ein Modell des Zusammenlebens, der menschlichen Brüderlichkeit und der Begegnung zwischen unterschiedlichen Kulturen“ zu sein. Viele fänden dort einen sicheren Ort, Arbeit und ein Leben in Freiheit und im Respekt bestehender Unterschiede.

In den Emiraten leben nach Schätzungen zwischen 800.000 und einer Million Katholiken. Sie sind meist Gastarbeiter von den Philippinen, aus Indien, Bangladesch und weiteren asiatischen Ländern, aber auch etwa aus dem Libanon, Jordanien und Ägypten.

Der Dialog zwischen Christentum und Islam ist Franziskus besonders wichtig. Er besuchte bereits mehrere mehrheitlich muslimische Länder, so die Türkei, Ägypten und Bangladesch.

Am Sonntagabend wird der Papst vom Präsidenten der Emirate, Scheich Khalifa bin Zayed, auf dem Flughafen Abu Dhabi begrüßt. Die Willkommenszeremonie im Präsidentenpalast und ein Besuch beim Kronprinzen und De-facto-Regierungschef, Mohammed bin Zayed, sind für Montagmittag geplant.

135.000 Gläubige erwartet

Am Nachmittag folgt ein Treffen mit dem Muslim Council of Elders, einer 2014 gegründeten internationalen Vereinigung für einen toleranten Islam, an deren Spitze der Großscheich der Kairoer al-Azhar-Universität, Ahmad Mohammad al-Tayyeb, steht. Ort der Begegnung ist die Scheich-Zayed-Moschee, das größte islamische Gotteshaus der Emirate, das sogar größer ist als die Grundfläche des Vatikanstaates. Danach nimmt der Papst an der interreligiösen Konferenz Human Fraternity (Menschliche Brüderlichkeit) im Founder's Memorial teil, einem modernen Kulturzentrum in Abu Dhabi.

Am Dienstag besucht Franziskus zunächst privat die katholische Bischofskirche von Abu Dhabi, der Vormittag dürfte den Höhepunkt darstellen, wenn eine öffentliche Messe im Zayed-Sports-City-Stadion, der größten Sportarena der Emirate, begangen wird. Zu dem Gottesdienst werden rund 135.000 Gläubige erwartet. Das Arbeitsministerium teilte kürzlich mit, dass dieser Dienstag zu einem Feiertag für Mitarbeiter der Privatwirtschaft erklärt werde: Wer eine Einlasskarte zur Teilnahme an dem Gottesdienst besitzt (sie waren gratis über Pfarren in der gesamten Region verteilt worden), dürfe den Tag freinehmen.

Dankesworte richtet Franziskus an Kronprinz bin Zayed al-Nahyan für die Einladung zum interreligiösen Treffen. Ebenso würdigt er Großscheich al-Tayyeb von der al-Azhar-Universität und alle, die diese Reise ermöglicht hätten, „für den Mut und den Willen, zu bestätigen, dass der Glaube an Gott eint statt trennt“. (AFP/Kathpress)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 01.02.2019)

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