In Australien brennt der Boden

Einer der bizarren Feuerkreise auf der Mount Denison Station im Outback.
Einer der bizarren Feuerkreise auf der Mount Denison Station im Outback.(c) Terry Martin
  • Drucken

In weiten Teilen des Outbacks herrscht seit Monaten extreme Dürre bei Temperaturen von meist mehr als 40 Grad. Mittlerweile fängt der Erdboden da und dort plötzlich Feuer.

Alice Springs/Sydney/Canberra. Wochenlang zeigte das Thermometer auf der Mount Denison Station, 320 Kilometer nordwestlich von Alice Springs im Nordterritorium gelegen, extreme Temperaturen. „Wir hatten jeden Tag 45 Grad“, sagte Terry Martin.

Für den Rancher ist das mitten im australischen Sommer noch keine Besonderheit. Doch als er am vergangenen Samstag nach seinem Vieh sah, bemerkte der Landwirt Rauch, der vom Boden aufstieg. „Zunächst dachte ich noch, es sei Staub, den die Kühe aufgewirbelt hatten.“ Dann sei er aber auf einen runden, schwarzen Fleck Erde gestoßen, der offensichtlich vor sich hinkokelte. „Man konnte die Hitze richtig fühlen, die von dem Fleck ausging“, sagt Martin.

In der kaum besiedelten, wüstenhaften Region gibt es weder Kohlevorkommen noch Gas oder Torfböden. Und Gras wächst nach Wochen extremer Trockenheit in der Outbackregion schon lang nicht mehr. Der Boden besteht aus roter Erde und Sand.

„Das Seltsame war auch, dass der Samstag der einzige Tag war, an dem es einmal kühler war und wir nur 27 Grad hatten“, sagt Martin. Der zähe Australier löschte das Feuer auf seinem Grund mit Wasser, doch als er am Nachmittag zurückkehrte, brannte es an drei weiteren kreisförmigen Flächen.

Immer mehr solcher Flächen kamen seither zum Vorschein – wobei Martin sagt, seine Familie und er würden sich nicht von den Feuern bedroht fühlen, auch die Kühe seien nicht betroffen. „Es ist mehr ein interessantes Phänomen.“

Eier braten auf dem Boden

Die Familie begann, mit der heißen schwarzen Erde zu experimentieren. Sie briet Eier auf dem brütend heißen Boden, die in kürzester Zeit gar waren. „Wir waren neugierig, wie heiß der Boden genau war“, erzählt Martin, und steckte deshalb ein Thermometer aus der Küche in den Boden. „Das Quecksilber schoss schnell auf die Maximaltemperatur von 210 Grad, 30 Sekunden später zerplatzte das Glas.“

Der Boden sei an den Brandstellen zudem steinhart, sodass man nicht tiefer graben könne. „Auch wenn wir den Kuhmist am Boden wegschaben, brennt der Boden weiter.“

Nachdem australische Medien über das Phänomen berichteten, beschäftigte sich auch die Wissenschaft mit dem Rätsel. Laut David Bowman, Professor für Feuerwissenschaft an der Universität von Tasmanien, sind die brennenden Böden spezielle Fälle von natürlicher Selbstentzündung. Normalerweise würde man dies eher mit Heuballen in Verbindung bringen, sagte Bowman dem Sender ABC. Frisches Heu, das zu feucht eingelagert wird, kann sich nämlich infolge biologischer Prozesse mit Teilnahme von Pilzen und Bakterien erwärmen, auf 100 Grad und mehr, und sogar Feuer fangen; Heustockbrände kommen immer wieder vor.

In diesem Fall hänge das Feuer, so Bowman, wohl mit den Exkrementen der Rinder zusammen, die den Boden reich an organischer Substanz machen, und damit zu gut brennbarem Material. „Das ist ein einzigartiges Beispiel für angereichertes organisches Material in der Wüste.“ Die Tiere würden ihren Dung mit ihren Hufen pulverisieren, dann habe die Hitzewelle den Boden aufgewärmt und er sei mit viel Urin befeuchtet worden. „Kommt noch Wind dazu, löst dies ein kleines Bodenfeuer aus.“

Laut Bowman hängen solche Ereignisse auch mit der Klimaerwärmung zusammen. „Wir sehen immer mehr ungewöhnliche Feuer in der Landschaft. Hier auf Tasmanien haben wir unglaublich trockene Gewitter erlebt, die ausgetrocknete Vegetation entzündeten.“ Trockengewitter sind solche, bei denen Regen aufgrund großer Hitze schon verdunstet, bevor er den Boden erreicht.

Feuer in ausgetrocknetem See

Im australischen Bundesstaat Victoria wiederum habe der Grund eines ausgetrockneten Sees, auf dem Milchkühe gehalten wurden, Feuer gefangen. „Wir sehen also ungewöhnliche Dinge, und dies ist ein weiterer ungewöhnlicher Fall.“

Bowman sieht keine Gefahr für die Rancher. Sie sollten einfach den Boden um die brennenden Kreise abkratzen und somit die oberste mineralienreiche Schicht entfernen. So würden die Feuer nach einiger Zeit wieder ausgehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 15.02.2019)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.