Vatikan bezeichnet Pell-Schuldspruch als "schmerzhafte Nachricht"

Kardinal Pell will gegen den Schuldspruch berufen. Das Strafausmaß ist außerdem noch offen.
Kardinal Pell will gegen den Schuldspruch berufen. Das Strafausmaß ist außerdem noch offen.APA/AFP/ASANKA BRENDON RATNAYAKE
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Der Vatikan zollte Australiens Justizbehörden "höchsten Respekt". Bis zum letztinstanzlichen Urteil ist Kardinal Pell beurlaubt.

Der Vatikan hat den Schuldspruch für Kardinal George Pell als "schmerzhafte Nachricht" bezeichnet. In einem Bulletin bekundete der Vatikan "höchsten Respekt für Australiens Justizbehörden". Dabei wurde auch betont, dass Kardinal Pell stets seine Unschuld beteuert und das Recht habe, sich bis zur letzten Instanz zu verteidigen.

"In Erwartung auf das letztinstanzliche Urteil schließen wir uns den australischen Bischöfen im Gebet für allen Missbrauchsopfer an. Wir beteuern unseren Einsatz, um alles Erdenkliche zu unternehmen, damit die Kirche ein sicheres Haus für jeden, vor allem für Kinder und die Schwächsten, ist", so der Vatikan. Bis zum letztinstanzlichen Urteil ist Pell beurlaubt. Er wird keinerlei Kontakte mit Minderjährigen haben dürfen, teilte der Vatikan mit.

"Schock" und "Überraschung"

Australiens Bischöfe haben mit "Schock" und "Überraschung" auf den Schuldspruch für Pell reagiert. Die Nachricht "wegen historischer Vorwürfe des sexuellen Missbrauchs von Kindern hat viele in Australien und in aller Welt, einschließlich der katholischen Bischöfe von Australien, schockiert", so der Vorsitzender der Bischofskonferenz Mark Coleridge laut Kathpress auf deren Webseite.

Die Bischöfe stünden zum Prinzip der Gleichheit aller vor dem Gesetz und respektierten das australische Rechtssystem. "Das gleiche System, auf dessen Grundlage das Urteil gefällt wurde, wird die Berufung prüfen, die das Anwaltsteams des Kardinals eingelegt hat", fügte Erzbischof Coleridge hinzu.

Ähnlich äußerte sich der Erzbischof von Melbourne, Peter Comensoli, zur Verurteilung seines Vorvorgängers. "Es ist jetzt wichtig, dass wir mit Respekt vor den laufenden juristischen Verfahren das Ergebnis der Berufung abwarten", betonte der Erzbischof. Sowohl Coleridge als auch Comensoli versicherten, alles zu tun, dass die Kirche ein "sicherer Ort" für Kinder ist.

Pell war von einem Gericht in Melbourne für schuldig befunden worden, sich in den 1990er Jahren an zwei 13-jährigen Buben vergangen zu haben. Seine Anwälte haben bereits Berufung eingelegt.

Pell ist der höchstrangige Geistliche in der Geschichte der katholischen Kirche, der jemals wegen Kindesmissbrauchs verurteilt wurde. Als Finanzchef war der Australier praktisch die Nummer drei des Vatikans. Pell gehörte auch zu den engsten Beratern von Papst Franziskus. Wegen der Vorwürfe hatte er sich im Sommer 2017 beurlauben lassen. Seither lebt er wieder in seiner Heimat Australien. Einen Nachfolger hat der Papst noch nicht ernannt.

(APA)

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