Fährt auf dem Mond bald ein Toyota?

Der Mond-Toyota
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Der japanische Autohersteller will bis 2029 ein richtig großes Fahrzeug für lange Strecken auf dem Mond entwickeln. Mangels eigenen bemannten Mondprogramms soll es anderen Staaten und internationalen Missionen angeboten werden.

Für einen Autohersteller, der seit Jahrzehnten so vorzügliche Geländewagen-Legenden wie den "Land Cruiser" baut, dem keine Wüste in Afrika und kein Sumpf in Südostasien zu schwer ist, ist das in der Tat eine würdige Herausforderung: Die japanische Raumfahrtbehörde Jaxa hat sich mit dem Autohersteller Toyota verbündet, um ein völlig neues, in dieser Form noch nie dagewesenes Mondauto zu bauen.

Es soll sich um ein dreiachsiges Fahrzeug mit geschlossener Kabine handeln, das zwei, zur Not vier Menschen sowie Fracht 10.000 Kilometer weit befördern kann. Als erstes mögliches Einsatzdatum wird 2029/2030 genannt.

Als Antrieb sind Brennstoffzellen vorgesehen. Der Wagen, der noch keinen Namen hat und erst in der Konzeptphase ist, soll luftdicht verschließbar und klimatisierbar sein sowie über Zubehör wie ein WC und eine Art Küche verfügen, sodass die Insassen lange Zeit und ohne Raumanzüge den Mond erforschen können, sagte Shigeki Terashi, ein Vizepräsident von Toyota, dieser Tage bei einer Veranstaltung der Jaxa.

Es sei ein "extrem herausforderndes Projekt", doch Toyota könne das schaffen, ergänzte Koichi Wakata, ein Ex-Raumfahrer, der einst mit Space Shuttles der Nasa geflogen war und anno 2014 als erster Japaner die Internationale Raumstation ISS kommandiert hatte.

Toyota

Als weitere Eckdaten sind etwa sechs Meter Länge, fünf Meter Breite. vier Meter Höhe sowie eine bewohnbare Fläche von 13 Quadratmetern angegeben worden. Die Brennstoffzellen erzeugen Strom aus der Reaktion von Wasserstoff oder anderen Substanzen, etwa Methanol mit Sauerstoff, als Abfall entsteht Wasser. Sie werden durch Solarzellen außen ergänzt.

Das Mond-Toyota soll bereits vor Ankunft einer Crew abgesetzt werden und fahrbereit dastehen. Überdies soll er selbsttätig fahren können, etwa, um sich angelandeten Astronauten zu nähern, wenn deren Landung zu weit weg erfolgt ist, oder wenn die Besatzung ruhen möchte.

Japan habe allerdings vorerst keine Pläne für eine autonome menschliche Mission zum Mond, heißt es aus der Jaxa. Man sehe den Wagen daher eher als einen möglichen Beitrag für eine andere nationale oder eine internationale Mondlandemission. Solche streben jedenfalls die USA und China, eventuell Russland für die kommenden zwei Jahrzehnte an.

Mit ausgerolltem Sonnensegel
Mit ausgerolltem SonnensegelToyota

Toyota matcht sich seit Jahren mit Volkswagen um den Titel des - nach Produktion - größten Kfz-Herstellers der Welt. 2017 und 2018 lagen die Japaner mit etwas mehr als zehn Millionen Fahrzeugen dabei wieder haarscharf vor den Deutschen. Toyota, gegründet 1937 von Kiichiro Toyoda (1894-1952) aus einer Fabrik für motorisch betriebene Webstühle heraus, setzt seit längerem auf Brennstoffzellentechnik als Antrieb. Die Sache ist allerdings noch ein extremes Nischenprodukt, noch unterhalb von Elektroautos.

Mit den offenen, optisch simpel stukturierten, aber sehr geländegängigen "Lunar Roving Vehicles" der Nasa, mit denen die Apollo-Astronauten über den Mond kurvten, wird der Mond-Toyota insgesamt wenig gemeinsam haben. Drei solcher strombetriebener Autos aus - weitgehend - Aluminium mit je nur etwa 210 Kilogramm Eigenmasse waren bei den Missionen Apollo 15 bis 17 anno 1971 und 1972 im Einsatz, damit fuhr man Distanzen von je etwa 30 Kilometern. Maximal möglich wären durch Spezialbatterien von Varta etwa 90 km gewesen, bei mäßigen bis zu 13 km/h Geschwindigkeit.

Der Ungar, der die Mondrover der Nasa baute

Die Fahrzeuge waren zum Transport in gefaltetem Zustand an der Außenseite der Landefähren montiert und konnten auf dem Mond in etwa einer halben Stunde zusammengebaut werden. Sie waren ab 1969 unter Leitung des ungarischen Ingenieurs Ferenc Pavlics (*1928 in Meggyeskovácsi nahe der Grenze zum Südburgenland) von General Motors im Auftrag von Boeing entwickelt worden.

Ferenc Pavlics 2010 in Budapest
Ferenc Pavlics 2010 in BudapestBoth Előd/CC BY-SA 3.0

Pavlics war Maschinenbauer und floh im Zuge der Ungarischen Revolution 1956 über Österreich in die USA. Des Englischen anfangs nicht mächtig, verdingte er sich als Straßenkehrer in New Jersey, bis ein polnischstämmiger Kfz-Ingenieur und Mitarbeiter von General Motors in einem Flüchtlingscamp auf der Suche nach Technikern auf ihn aufmerksam wurde und zusammen mit fünf weiteren Ungarn anwarb.

Alle drei Mondrover bewährten sich vorzüglich und wurden auf Luna zurückgelassen.

(Reuters/Bloomberg/WG)

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