Papst lehnt Rücktritt von verurteiltem Kardinal ab

Papst Franziskus traf Kardinal Barbarin zu einer Privataudienz.
Papst Franziskus traf Kardinal Barbarin zu einer Privataudienz.APA/AFP/VATICAN MEDIA/HO
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Kardinal Philippe Barbarin war zu einer Haftstrafe auf Bewährung verurteilt worden, weil er Missbrauchsfälle nicht angezeigt hat. Papst Franziskus hält an der Unschuldsvermutung fest.

Papst Franziskus hat den Rücktritt des Erzbischofs von Lyon, der in Frankreich wegen Vertuschung von Missbrauch verurteilt wurde, abgelehnt. Er halte an der Unschuldsvermutung fest, denn Barbarins Anwälte haben Rechtsmittel gegen das Urteil angekündigt. Der Prozess könnte also noch einmal aufgerollt werden.

Kardinal Philippe Barbarin habe sich aber entschieden, sich für eine Zeit zurückzuziehen, und habe den Generalvikar mit der Leitung der Diözese beauftragt, erklärte Vatikan-Sprecher Alessandro Gisotti am Mittwoch in Rom.

Missbrauchsfälle nicht angezeigt

Barbarin ist der höchste katholische Würdenträger Frankreichs. Vergangene Woche wurde er überraschend zu sechs Monaten Gefängnis auf Bewährung verurteilt, weil er Fälle sexueller Übergriffe auf Minderjährige nicht angezeigt habe.

Der 68-Jährige hatte unmittelbar nach dem Urteil angekündigt, ein Rücktrittsgesuch beim Papst einzureichen. Am Montag hatte er Papst Franziskus zu einer Privataudienz getroffen. Der Vatikan hatte zunächst aber nicht weiter ausgeführt, was Ergebnis der Audienz war.

Kardinal Barbarin und anderen Geistlichen wurde in dem Verfahren vorgeworfen, Missbrauchsvorwürfe gegen einen Priester nicht weiter verfolgt zu haben. Dieser soll in den 1980er-Jahren Dutzende Kinder sexuell belästigt haben. Die Schuld des Priesters ist bisher nicht rechtskräftig festgestellt worden.

Mehrere Opfer hatten den Erzbischof in dem Prozess stark belastet. Nach Einschätzung der Kläger wusste Kardinal Barbarin bereits seit dem Jahr 2000 von den Missbrauchsvorwürfen, ging aber nicht zur Polizei. In Frankreich sorgt der Fall für große Aufmerksamkeit und Empörung.

(APA/dpa)

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