Die Urlaubertragödie von Madeira

Der Bus kam von der Straße ab und krachte in ein Haus auf Madeira.
Der Bus kam von der Straße ab und krachte in ein Haus auf Madeira.APA/AFP/RUI SILVA
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Der Osterurlaub auf der Blumeninsel im Atlantik nimmt ein tragisches Ende. 29 Menschen kamen bei einem Busunfall ums Leben, 27 Personen wurden verletzt - großteils aus Deutschland.

Madrid/Funchal. Die deutschen Urlauber waren auf der portugiesischen Insel Madeira mit dem Bus gerade zu einem landestypischen Abendessen in die zehn Kilometer entfernte Inselhauptstadt, Funchal, aufgebrochen. Nur 300 Meter nach der Abfahrt vom Viersternehotel Quinta Splendida kam der voll besetzte Bus in einer Kurve von der engen Straße ab und stürzte eine Böschung hinunter. Bei dem Unglück am Mittwochabend kamen 29 Menschen ums Leben, 27 weitere wurden verletzt.

Die meisten Opfer sind deutsche Urlauber im Alter von 40 bis zu 60 Jahren. Sie verbrachten auf Portugals berühmter Blumeninsel im Atlantik ihren Osterurlaub. Auch ein portugiesischer Passant starb, als ihn der außer Kontrolle geratene Bus überrollte. Der portugiesische Busfahrer und die örtliche Reiseleiterin überlebten mit schweren Verletzungen.

Am Donnerstag reiste Deutschlands Außenminister, Heiko Maas, nach Madeira, in Begleitung von mehreren Ärzten, Psychologen und Konsularbeamten des Außenministeriums in Berlin.

Wie das Krankenhaus in Funchal mitteilte, schwebten am Donnerstag noch vier der 27 Verletzten in Lebensgefahr. Portugals Luftwaffe stellte drei Militärflugzeuge bereit, um gegebenenfalls Verletzte in Spezialkliniken auf das portugiesische Festland zu bringen. Zudem wurden portugiesische Gerichtsmediziner nach Madeira geflogen, die bei der Identifizierung der Todesopfer helfen sollen.

Flaggen auf halbmast

Nach Angaben einer Hotelmitarbeiterin stammen die Opfer aus verschiedenen Regionen Deutschlands. Medien zufolge haben die Urlauber über eine portugiesische Agentur einen organisierten Ausflug nach Funchal gebucht. Alle Businsassen waren in der Hotelanlage Quinta Splendida in Canico untergebracht. Nach portugiesischen Medienberichten liegt die Unfallstelle nur etwa 50 Meter von der Unterkunft entfernt. 

Wie es zu dem Unglück kommen konnte, war am Donnerstag unklar. Die portugiesische Staatsanwaltschaft nahm die Ermittlungen auf. Bei den Untersuchungen wird es auch um die Frage gehen, ob der Busfahrer auf der abschüssigen Bergstraße die Kurve zu schnell genommen hat. Oder ob vielleicht ein Bremsversagen zu dem Unfall geführt hat, wie in Zeitungen spekuliert wurde. Laut Madeiras Vizeregierungschef, Pedro Calado, gebe es noch keine gesicherten Erkenntnisse. Der Bus sei rund fünf Jahre alt gewesen.

Portugals Staatspräsident, Marcelo Rebelo de Sousa, zeigte sich von der Tragödie tief betroffen. Es war das schlimmste Unglück auf der Insel seit 2010, als nach einem schweren Unwetter Schlammlawinen mehr als 40 Menschen in den Tod gerissen hatten. „Ich möchte, im Namen aller Portugiesen, den Familien der Opfer mein Beileid aussprechen“, erklärte der Staatschef. Die regionale Regierung Madeiras ließ die Flaggen auf der Insel auf halbmast setzen.

Die Vulkaninsel Madeira, die sich zwischen Portugal und den Kanaren im Atlantik befindet, ist ein beliebtes Touristenziel. Die Insel, auf der etwa 270.000 Menschen leben, zieht jedes Jahr mehr als eine Million Urlauber an. Die meisten ausländischen Feriengäste kommen aus Großbritannien und aus Deutschland. Beide Länder stellen jeweils etwa 30 Prozent der Feriengäste auf der Insel.

Madeira gilt als Naturparadies und ist deswegen bei Wanderfreunden sehr beliebt. Auch Kreuzfahrtschiffe legen gern vor der Insel an. Wegen ihrer Blütenpracht und ihres ganzjährig milden Klimas wird das Eiland auch Blumeninsel genannt.

Grabstätte des letzten Kaisers

Jedes Jahr im Frühling wird auf Madeira das traditionelle Blumenfest gefeiert. Beim „Festa da Flor“, das zwei Wochen nach Ostern beginnt, ziehen prachtvoll mit Blumen geschmückte Wagen und Fußgängergruppen durch die Straßen. Österreichs letzter Kaiser, Karl I., ist in Monte oberhalb von Funchal begraben. Der berühmteste Sohn der Insel ist der portugiesische Fußballstar Cristiano Ronaldo, der in Funchal, der Inselhauptstadt, geboren wurde, wo 112.000 Menschen leben. Auch der Flughafen trägt seinen Namen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2019)

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