Ozonschicht-Killer kommen aus China

APA/AFP/NICOLAS ASFOURI
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Eine Schweizer Studie bestätigt den Verdacht, dass schädliche Emissionen von FCKW aus dem Osten Chinas stammen. Sie dürften bei der Produktion von Schaumstoffen entstehen.

Dank des Montreal Protocol zum Schutz der stratosphärischen Ozonschicht von 2010 sind die Emissionen der ozonschädigenden Fluorchlorkohlenwasserstoffe (FCKW) stark zurückgegangen. Im vergangenen Jahr sorgte jedoch eine Studie für Aufsehen, dass die Emissionen eines der wichtigsten Ozonkiller, FCKW-11, seit mehreren Jahren trotz des weltweiten Verbots wieder steigen.

Die Untersuchung eines internationalen Forschungsteams mit Beteiligung der Schweizer Forschungsanstalt Empa (Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt) bestätigte nun den Anfangsverdacht, dass diese Emissionen aus dem Osten Chinas stammen. Davon berichteten die Wissenschafter im Fachblatt "Nature".

Erste Hinweise dafür kamen bereits von zwei Messstationen in Ostasien, wie die Empa mitteilte. Namentlich von der Gosan-Messstation auf der südkoreanischen Insel Jeju und der japanischen Messstation des "National Institute of Environmental Science" auf der Insel Hateruma bei Taiwan. "Derartige Messungen zeigen immer dann Spitzenwerte in der Luftverschmutzung, wenn die Luftmassen aus Industriegebieten stammen", erklärte Sunyoung Park von der "Kyungpook National University" in Südkorea. "Für FCKW-11 stellten wir fest, dass diese 'Spitzen' nach 2012 deutlich höher waren als vorher."

Ein Forschungskonsortium aus 13 Institutionen führte daraufhin anhand der Messdaten komplexe Computerberechnungen durch, um die Quelle der FCKW-11-Emissionen ausfindig zu machen. Sie konnten die Emissionen so eindeutig auf den Osten Chinas zurückführen.

Viele weiße Flecken bei Überwachung

Möglicherweise verursachen andere Länder oder andere Regionen in China zusätzliche FCKW-Emissionen, schrieb die Empa. Weite Teile der Welt seien durch die bestehenden Überwachungsnetzwerke noch nicht ausreichend abgedeckt, erklärte Park. Die Nutzung chinesischer Messwerte sei zudem noch eingeschränkt.

Ein Ausbau der Messnetzwerke insbesondere um industrialisierte Regionen herum wäre laut Studienautor und Empa-Forscher Stefan Reimann wünschenswert. "Ein solches Netzwerk wird nicht nur für die Erkennung verbotener Ozon-abbauender Gase wie FCKW-11 enorm wertvoll sein, sondern auch für die Überprüfung der offiziell gemeldeten nationalen Treibhausgasemissionen", so Reimann.

Die Forscher konnten in ihrer aktuellen Studie zwar nicht die FCKW-11-ausstoßenden Industriezweige identifizieren. Aber die Herkunft aus dem Osten Chinas sei nun klar bewiesen.

Es sei nahezu sicher, dass diese FCKW-11-Emissionen gegen das Montreal Protocol verstoßen, das die emissive Verwendung dieser Substanz verbietet, sagte Reimann. "Vermutlich entstehen die Emissionen bei der Herstellung von Schaumstoffen, bei der ein erheblicher Teil der Substanz nicht im Schaum verbleibt, sondern unmittelbar in die Atmosphäre entweicht." Diese Anwendung von FCKW-11 ist gemäß Montreal Protocol seit 2010 weltweit verboten.

Die "Environmental Investigation Agency" und die "New York Times" hatten durch Recherchen bereits chinesische Schaumstoffhersteller als mögliche FCKW-11-Quelle ausgemacht. Chinesische Behörden identifizierten und schlossen inzwischen illegale Produktionsstätten.

(sda)

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