Ein neuer Goldrausch in Australien

Das fast eineinhalb Kilogramm schwere Nugget.
Das fast eineinhalb Kilogramm schwere Nugget.Facebook/WA Finders Keepers Gold Prospecting
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Die Schürfer kommen. Der hohe Goldpreis sowie der Fund eines 1,4 Kilogramm schweren Nuggets in Western Australia ziehen Tausende Menschen aus aller Welt in die glühende Wüste.

Kalgoorlie/Perth/Canberra. Trockene rote Erde, ab und zu unterbrochen von strohigem Spinifexgras und Salzbüschen, die trotz des extremen Klimas im Outback, Australiens Hinterland, überleben: Gerade das endlose Outback von Westaustralien (WA), mit rund 2,5 Millionen Quadratkilometern der größte Teilstaat des Landes und eine Spur größer als das Mittelmeer, ist ein menschenfeindlicher Ort. Im Sommer brütet das Land bei 50 Grad, im Herbst und Winter lässt sich's besser aushalten.

Wenig scheint sich hier, abgesehen von den paar Städten, in den vergangenen 134 Jahren geändert zu haben. So lange liegt der erste Goldfund in WA zurück, 1885 in Halls Creek hoch im Norden, der einen Goldrausch lostrat und über 15.000 Menschen anlockte, bevor er nach wenigen Monaten endete.

Weitere folgten, extrem war jener 1893, als die Iren Paddy Hannan, Thomas Flanagan und Dan Shea das Edelmetall in der Gegend der heutigen Stadt Kalgoorlie-Boulder (ca. 30.000 Einwohner) fanden, im Süden von WA etwa 550 Kilometer östlich der Hauptstadt Perth. Bis heute wird dort Gold gefördert, darunter in der Super-Pit“ einer Tagbaumine von aktuell rund 3,5 Kilometern Länge, 1,5 Kilometern Breite und 600 Metern Tiefe.

Wert: Mehr als 60.000 Euro

Sowohl Profis als auch Hobbygoldsucher aus aller Welt sind bei Kalgoorlie aktiv, gehen mit Metalldetektoren, Pickel und Schaufel zu Werk. Wie nun bekannt wurde, machte so einer jüngst einen „Bombenfund“: ein 1,4 Kilogramm schweres Nugget. Lokale Medien geben den Wert mit wohl 100.000 Australischen Dollar (ca. 61.000 €) an; nach aktuellem Goldmarktpreis wären es ca. 51.000 €, aber Sammler zahlen für spezielle Stücke meist zehn bis 20 Prozent Aufpreis.

Den Fundort will der Mann, der den Brocken einem Händler zeigte und anonym bleiben will, nicht verraten. Er sei jedenfalls Australier, erfahrener Hobbygoldsucher und habe das Ding im Buschland in nur 45 Zentimetern Tiefe per Metalldetektor aufgespürt.

Wegen des hohen Goldpreises und schwachen Australischen Dollar befeuert der Fund den seit Längerem anhaltenden neuen Goldrausch unter Hobbyschürfern. War die Feinunze Gold (31,1 Gramm) um 2000 herum noch um die 400 AU$ bzw. (Schlusskurs 2000) etwa 290 € wert, waren es zuletzt an die 1850 AU$ bzw. ca. 1140 €.

Ankunft der „grauen Nomaden“

Laut Schätzung des Goldschürferverbands von WA waren, vor allem bei Kalgoorlie, heuer schon über 15.000 Menschen auf privater Goldsuche. Viele seien „graue Nomaden“ aus dem Osten Australiens, also Pensionisten, die dabei oft in Wohnwägen und Zelten leben, doch kommen auch immer mehr Ausländer. „Wir haben eine Menge Leute aus Europa, Deutsche, Franzosen, dazu Amerikaner. Ich habe gerade ein paar Kanadier hinausgebracht, die wissen wollten, was es damit auf sich hat“, sagte Les Lowe vom Goldsucherverband dem Sender ABC. Löst man um 25 AU$ beim Amt für Bergbau eine Lizenz, darf man auf öffentlichem Land (Crown Land) bis zu 20 Kilogramm Material extrahieren. 2013 bis 2018 wurden mehr als 20.000 Lizenzen ausgegeben, Tendenz steigend. Doch gehen sehr viele Abenteurer in den kaum überwachbaren Weiten auch einfach so auf Goldsuche.

Der größte in WA gefundene Goldklumpen war 1931 der Goldene Adler, ein vogelförmiges, gut 35 Kilogramm schweres Objekt, auf das ein 16-Jähriger bei Widgiemooltha stieß. Australiens erster Goldrausch hatte, nach kleinen Funden zuvor, 1851 in New South Wales im Osten begonnen. Dort fand 1872 ein Emigrant aus Hamburg nahe Bathurst einen eineinhalb Meter hohen, hinkelsteinförmigen Brocken von 286 kg Masse; das Holtermann's Nugget war ein Konglomerat aus großteils Quarz und „nur“ 93 kg Gold, aber doch die größte bekannte Ansammlung von Gold in einem Einzelobjekt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.05.2019)

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