Sechs Jahre Haft für südkoreanische Sektenführerin

Sektengründerin Shin Ok-ju
Sektengründerin Shin Ok-juGrace Road Church
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Die Frau namens Shin Ok-ju hatte hunderte Anhänger ihrer Endzeitsekte auf den Inselstaat Fidschi gelockt, dort jahrelang festgehalten, teilweise misshandelt und mit ihnen Geld verdient.

Die Anführerin einer 2002 gegründeten südkoreanischen Endzeitsekte ist wegen Gefangennahme und Folter von rund 400 Menschen zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Shin Ok-ju habe sich unter anderem der Misshandlung, des Betrugs und Kindesmisshandlung schuldig gemacht, teilte ein Gericht in der südkoreanischen Stadt Anyang am Mittwoch mit.

Die Gründerin der Grace Road Church, einer schrägen Sekte mit quasi-christlichem und New-Age-Hintergrund, die absoluten Gehorsam der Gläubigen vor der Führung einfordert und das baldige Kommen des Messias verspricht, hatte zeitweise bis zu etwa 1000 Anhänger. Vor fünf Jahren konnte die Chefin etwa 400 Leute überzeugen, dass fast überall auf der Erde eine Hungersnot mit biblischen Ausmaßen bevorstehe und just der tropische südpazifische Inselstaat Fidschi ein „auserwählter Ort" sei, wo man sie überleben könne.

Firmennetzwerk auf Fidschi

Nach der Ankunft auf Fidschi nahm die Führungsclique den Gläubigen Pässe und Geld ab und sie wurden mehr oder weniger eingesperrt. Viele wurden misshandelt und gewaltsamen Ritualen unterzogen, die etwa der Teufelsaustreibung dienen sollten. "Die Opfer litten hilflos unter Schlägen und erlebten nicht nur körperliche Folter, sondern auch enorme Angst und einen beträchtlichen mentalen Schock", so das Gericht.

SBS

Vertreter etablierter christlicher Kirchen auf Fidschi hatten die Behörden lange vor den Umtrieben der Sekte gewarnt. Deren Führerin Shin hatte indes schon zuvor mit Spenden der Gläubigen ein Firmennetz namens Grace Road Group in dem Inselstaat hochgezogen, zu dem unter anderem eine Baufirma, Restaurants, ein Kaufhaus und eine Farm gehörten und das 2018 mindestens 300 Koreaner (meist die Sektenanhänger) und 100 Fidschianer beschäftigt haben soll. Es gab sogar Geschäfte mit der Regierung in der Hauptstadt Suva und einer Universität.

Fiji Times

Als im Vorjahr Videos im Internet auftauchten, die unter anderem zeigen, wie Gläubige einander schlagen, um sich gegenseitig den oder die Teufel auszutreiben, und zudem Aussteiger gegenüber südkoreanischen Medien auspackten, wurden die Behörden aufmerksam. Mehrere Sektenfunktionäre, darunter Shin, wurden im Sommer bei der Einreise in Seoul verhaftet, später durchkämmten fidschianische und südkoreanische Polizisten die Liegenschaften der Sekte. Den verbliebenen Gläubigen wurde konsularische Hilfe gewährt, falls sie heimreisen wollten. Nicht alle wollten das, und auch in Südkorea sind weiter einige Sektenmitglieder aktiv.

Spielplatz evangelikaler Endzeitsekten

In Südkorea, wo mehr als ein Viertel der Bevölkerung christlich ist, gibt es viele ähnliche Sekten mit Elementen von Christentum, Messianismus und New Age. Erst im Mai war ein Sektenchef, der sich selbst als Messias bezeichnete, wegen Vergewaltigung mehrerer Anhängerinnen zu 16 Jahren Haft verurteilt worden. Im südpazifischen Raum einschließlich Neuseelands und Australiens sind seit langem diverse evangelikale Endzeitsekten aktiv.

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