Was das Steak auf unserem Teller mit den Waldbränden in Brasilien zu tun hat

Die EU importiert große Mengen Soja als Futtermittel für unsere Rinder.
Die EU importiert große Mengen Soja als Futtermittel für unsere Rinder.(c) Imago
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Die Katastrophe hängt auch mit dem Konsumverhalten in Europa zusammen. Die EU ist der drittwichtigste Abnehmer von brasilianischem Rindfleisch, zudem wird Soja aus Brasilien EU-weit an Schweine und Rinder verfüttert.

Die Bilder vom brennenden Regenwald in Brasilien lösen auf der ganzen Welt Betroffenheit aus. Die Katastrophe in Südamerika hat auch mit dem Konsumverhalten in Europa zu tun - vor allem der Heißhunger auf Steaks und Koteletts befeuert die Abholzung und Brandrodung großer Flächen im Amazonasgebiet.

Das Amazonasgebiet ist nicht nur die grüne Lunge der Welt, sondern auch ein gigantischer Ressourcenschatz, der Begehrlichkeiten weckt: Im Regenwald lässt sich gutes Geld verdienen mit Rindfleisch und Soja, Energie und Gold. Laut einer Studie der Weltbank können gerade Landwirte im Amazonasgebiet deutlich profitabler wirtschaften als in anderen Regionen.

"Natürlich hat auch unser Handeln in Deutschland viel mit dem Verlust des Regenwaldes zu tun", sagt etwa der Professor für Welternährungswirtschaft an der Universität Göttingen, Matin Qaim. "Zum Beispiel importieren wir große Mengen Soja als Futtermittel für unsere Rinder und Schweine, und der steigende Sojaanbau trägt in Brasilien mit zur Regenwaldrodung bei."

Problematische Umwandlung in Weideland

Nach Einschätzung von Umweltschützern haben Farmer die jüngsten Brände im Amazonasgebiet gelegt, um neue Weideflächen für ihre Viehherden oder Felder für den Sojaanbau zu schaffen. Üblicherweise werden bereits gerodete Waldflächen angezündet, um das Unterholz und die Baumstümpfe zu verbrennen, wie die Naturschutzorganisation Greenpeace erklärt. Weil es derzeit in der Region ungewöhnlich trocken ist, greifen die Brände auch auf noch intakte Waldflächen über und breiten sich immer weiter aus.

Die Welternährungsorganisation FAO macht die Umwandlung in Weideland für 80 Prozent der Verluste an Regenwald in der Amazonasregion verantwortlich. In den vergangenen Jahren ist die Fleischproduktion in Brasilien explodiert - rund 200 Millionen Rinder leben heute in dem größten Land Südamerikas. Die Exporte stiegen laut einer Analyse der Organisation Foodwatch in den vergangenen 14 Jahren um mehr als 700 Prozent. Heute ist Brasilien der größte Rindfleischexporteur der Welt.

Was auf den riesigen Weiden und Feldern in Brasilien angebaut wird, landet auch in Europa auf den Tellern. Nach Angaben der EU-Kommission ist Brasilien der größte Exporteur landwirtschaftlicher Produkte in die Europäische Union. Im vergangenen Jahr verkaufte Brasilien Agrarerzeugnisse im Wert von 14,5 Milliarden Euro an die EU. Durch das kürzlich vereinbarte Freihandelsabkommen zwischen dem südamerikanischen Wirtschaftsbündnis Mercosur und der Europäischen Union könnten es in Zukunft sogar noch mehr werden.

EU drittwichtigster Absatzmarkt für Rindfleisch

Die EU ist der drittwichtigste Absatzmarkt für brasilianisches Rindfleisch. Nach Angaben des Verbands der brasilianischen Fleischexporteure (ABIEC) gingen im vergangenen Jahr rund 118.000 Tonnen Rindfleisch im Wert von 640 Millionen Euro in die EU. Allerdings liegen die Europäer weit hinter den Hauptabnehmern China und Hongkong zurück. Noch viel wichtiger ist das Geschäft mit Soja. Brasilien ist mittlerweile der zweitgrößte Produzent der grünen Bohne. Zuletzt wurden in dem südamerikanischen Land 117 Millionen Tonnen Sojabohnen geerntet. Auch hier geht der Löwenanteil nach China - und es könnten wegen des Handelskonflikts zwischen Peking und Washington noch mehr werden.

Angesichts der verheerenden Waldbrände sprach sich am Samstag auch die Tierschutzorganisation Vier Pfoten gegen die Fleischindustrie und die Intensivtierhaltung aus, die sie als "eine der größten Hürden im Kampf gegen den Klimawandel" sieht. Die Fleischindustrie sei auch für die Zerstörung des Regenwaldes durch die aktuellen Feuer mitverantwortlich und verschwende massive Mengen an Land, Futter, Energie und Wasser, hieß es in einer Aussendung. Menschen müssten daher weniger Fleisch konsumieren bzw. Fleisch durch pflanzliche Alternativen ersetzen sowie hohe Tierschutzstandards verlangen.

Der Initiator des Tierschutzvolksbegehrens, Sebastian Bohrn Mena, appellierte am Samstag an die österreichischen Parteien, sofort das AMA-Gesetz zu ändern und "sicherzustellen, dass kein Regenwald-Soja mehr in heimischen Trögen landet", die das AMA-Gütesiegel tragen. "Die grüne Lunge der Welt brennt wegen Brandrodungen zur Schaffung von Anbauflächen für Soja", kritisierte Bohrn Mena. Alleine 600.000 Tonnen seien im vergangenen Jahr in Österreich verfüttert worden. Alternativen seien hinreichend vorhanden.

(APA/dpa)

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