Bildungstests sollen in die Noten einfließen

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Nach den schlechten Ergebnissen bei den Bildungsstandards zieht Wiens Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl erste Konsequenzen. Schulen sollen zu weiteren Bildungstests verpflichtet werden.

Wien/Apa/J.n. Die Ergebnisse der Bildungsstandard-Testung zeigen erste Auswirkungen. Denn Wien – wo in den Haupt- und Neuen Mittelschulen rund 86 Prozent der Schüler die Standards nicht oder nur „teilweise“ erreicht haben – zieht Konsequenzen. Die Wiener Stadtschulratspräsidentin Susanne Brandsteidl (SPÖ) kündigt an, die Schulen der Stadt zu weiteren Bildungstests zu verpflichten. Außerdem sollen die Testergebnisse Einfluss auf die Noten der Schüler haben. Brandsteidls Ideen gehen sogar noch weiter: Die von den Schülern erbrachten Ergebnisse sollen auch Auswirkungen darauf haben, ob ein Schüler in die nächsthöhere Klasse aufsteigen darf. Das berichten die „Salzburger Nachrichten“.

Welche Tests genau verpflichtend werden sollen und welche dann tatsächlich in die Notengebung miteinbezogen werden sollen, lässt Brandsteidl noch offen. Infrage würde aber etwa der „Wiener Lesetest“ kommen, den Schüler der vierten bzw. der achten Schulstufe absolvieren müssen. Auch die derzeit freiwilligen informellen Kompetenzüberprüfungen im Vorfeld der Bildungsstandard-Tests, die vom Bundesinstitut für Bildungsforschung (BIFIE) als Diagnoseinstrument entwickelt werden, könnten Auswirkungen auf die Noten haben. Die Testung der Bildungsstandards selbst wird allerdings nicht in die Notengebung miteinbezogen. Einerseits liegen deren Ergebnisse immer erst im jeweils folgenden Schuljahr vor, andererseits sind die Resultate derzeit nicht auf einzelne Schüler rückführbar.

51 Prozent komplett gescheitert

Brandsteidl reagiert mit dieser Maßnahme auf das schlechte Abschneiden der Wiener Schüler bei der Überprüfung der Bildungsstandards. Dabei wurden die Mathematikkenntnisse aller Schüler der achten Schulstufe getestet. Schon bei der Präsentation der Ergebnisse am Dienstag war klar, dass Wien das schlechteste Bundesland ist, die detaillierten Resultate zeigen nun, wie dramatisch die Lage tatsächlich ist.

In den Wiener Haupt- und Neuen Mittelschulen erreichten nur rund 14 Prozent der Schüler die geforderten Standards. „Übertroffen“ hat sie niemand. 35 Prozent schaffen es nur teilweise, das geforderte Mindest-Level zu erreichen. Das bedeutet, dass mehr als die Hälfte der Schüler in Wiener Haupt- bzw. Neuen Mittelschulen – konkret 51 Prozent – die Standards gar nicht erfüllen.

Zum Vergleich: Im österreichweiten Durchschnitt liegt diese Zahl bei „lediglich“ 24 Prozent. Übrigens: Auch die Wiener Gymnasien können mit dem Österreich-Schnitt nicht mithalten.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.12.2012)

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