Zu wenig Geld: Protest der Alternativschulen

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Waldorf- und Montessorischulen wollen genauso viel Geld wie konfessionelle Privatschulen.

Wien. Die Schulen in freier Trägerschaft – dazu zählen etwa Montessori- und Waldorfschulen – üben sich neuerlich im Protest: Mit einer Kundgebung vor dem Bildungsministerium und der Übergabe von rund 12.000 Unterschriften in der Parlamentsdirektion versuchen die Alternativschulen, auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen. Sie wollen mehr Geld.

Derzeit sind sie gegenüber anderen im Nachteil. Im Gegensatz zu konfessionellen Privatschulen (hier gilt das Konkordat) werden ihnen die Lehrergehälter nicht vom Staat ersetzt. Für Schulen in freier Trägerschaft gibt es nur Sachkostenzuschüsse. Sie wünschen sich einen Rechtsanspruch auf die Abdeckung ihrer Kosten. Etwas mehr als 5000 Kinder und Jugendliche besuchen solche Alternativschulen. Fast alle diese Schulen haben Öffentlichkeitsrecht – ihre Zeugnisse werden anerkannt und die Schüler müssen keine Externistenprüfung über jedes Schuljahr ablegen.

Die Gesetzeslage sei „skurril“, sagt Edgar Hernegger, Elternvertreterobmann an Waldorfschulen. Konfessionelle Privatschulen erhielten vom Staat die vollen Lehrerkosten und damit etwa 80 Prozent ihrer Aufwendungen ersetzt. Nicht konfessionelle Privatschulen bekommen dafür kein Geld. Laut Hernegger wurden ihnen sogar die Sachkostenzuschüsse gekürzt. 2010 seien das noch 1000 Euro pro Schüler und Jahr gewesen, mittlerweile bekomme man nur noch 750 Euro. Dies decke zehn Prozent der Gesamtkosten.

Die Folge: Die Eltern müssten im Schnitt 300 Euro monatlich an Schulgeld bezahlen, die nicht einmal steuerlich absetzbar seien, so Hernegger. Darüber hinaus finanzierten sie über ihre Steuern auch noch das öffentliche Schulwesen.

Das Bildungsministerium stellt die Kürzungen in Abrede. Die Fördersumme wurde 2009 von rund 2,25 Millionen auf rund 4,5 Millionen Euro verdoppelt, und ist seitdem konstant. Einzig die direkten Förderungen für die Tagesbetreuung seien weggefallen. Diese Mittel müssen sich die Alternativschulen nun aus dem Topf für die ganztägigen Schulen holen. Und dafür müsse man gewisse Qualitätskriterien erfüllen.

„Wir laufen barfuß“

Hoffnungen setzen die Alternativschulvertreter auf die Bildungsreform: Eine Arbeitsgruppe dazu hatte im Vorfeld eine Angleichung der Förderung an die konfessionellen Privatschulen empfohlen: Das würde eine Erhöhung der Förderung von derzeit rund 4,5 auf rund 25 Millionen Euro pro Jahr bedeuten. 40 bis 50 Millionen Euro würde laut Hernegger eine Gleichstellung mit den staatlichen Schulen kosten.

„Wir sind die Schulen, an denen jene Modelle erprobt werden, die immer mehr Eingang in die öffentlichen Schulen finden“, verwies die Vorsitzende des Förderverbands Freier Schulen, Beatrice Lukas, auf fächer- und jahrgangsübergreifenden Unterricht und die Auflösung der 50-Minuten-Stunde. „Wir müssen die gleichen Ziele erreichen wie öffentliche und konfessionelle Schulen. Während die aber gute Laufschuhe finanziert bekommen, laufen wir barfuß oder mit Sandalen und Pflastern.“ (APA)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.10.2015)

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