Vorstudie: „Kindergärten Wirkstätten politischen Islams“

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Themenbild(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Seit Freitag liegt die lang erwartete Erhebung des Religionspädagogen Aslan vor, die im Vorfeld für Diskussionen und einen heftigen Schlagabtausch zwischen der Stadt Wien und dem Integrationsministerium gesorgt hat.

Wien. Der mit Spannung erwartete Bericht des Religionspädagogen Ednan Aslan (Uni Wien) zu islamischen Kindergärten in Wien ist nun abgeschlossen – er liegt der „Presse“ vor. Auf 178 Seiten werden die Probleme benannt:

• Tendenz zur Isolation. Auf Seite 111 heißt es wörtlich: „Die Dokumentenanalyse zu den Trägervereinen konnte vier Tendenzen sichtbar machen: programmatisch, mono-religiöse Ausrichtung mit salafistischen Zügen und einer Tendenz zur Isolation, politisch und kultureller Islamismus mit isolationistischen Zügen, pragmatisch religiöse Ausrichtung mit starken ökonomischen Interessen, in denen ein kultureller und religiöser Dialog befürwortet wird.“ Nachsatz: „Vertreter des politischen und kulturellen Islamismus sowie Vertreter mit starken ökonomischen Interessen machen insgesamt den Großteil der islamischen Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien aus.“

• Politischer Islam. Auf Seite 37 des Berichts zu den untersuchten Kindergärten wird festgehalten: „Die Muslimbruderschaft betreibt in Wien mehrere Kindergärten und -gruppen.“ Und ein arabischer TV-Sender hätte die Arbeit eines aktiven Muslimbruderschaftskaders in Österreich, der Kindergärten und -gruppen betreibt, so dargestellt: „Heute freuen wir uns, einen der Kader und Pioniere der Öffentlichkeitsarbeit des politischen Islam in Österreich zu begrüßen.“ In dem TV-Interview wird er laut Bericht auch als „Führer des politischen Islam in Österreich“ bezeichnet.

„Ähnliche Äußerungen können einem Zeitungsbericht einer Organisation entnommen werden, die mehrere Bildungseinrichtungen in Österreich betreibt“, heißt es in dem Bericht: „Solche Betreiber sehen keinen Unterschied zwischen Bildung/Erziehung der Kinder und ihrer Ideologie und lehnen eine Differenzierung als unislamisch ab.“ Die Folge laut Bericht: „Diese Situation führt auch in den Kindergärten zu verschiedenen politischen Auseinandersetzungen, die die Kindergärten als Wirkungsstätten des politischen Islam zu Schauplätzen interner Kämpfe werden lassen.“ Laut Bericht sei klar, dass die Sympathisanten des politischen Islam, die – obgleich sie sich in Österreich der Anwendung von Gewalt enthalten – „Gewalt grundsätzlich als ein Mittel zur Verwirklichung des islamischen Staates betrachten“ und „den Bildungseinrichtungen – als ihren Hinterhof – großen Wert beimessen“.


• Westliche Lebensweise „minderwertig“. Zu zwei Organisationen, die Kindergärten in Wien betreiben, heißt es: „Auch die Werte in Europa werden in vielen Publikationen beider Organisationen – sowohl von Milli Görüs als auch von der Muslimbruderschaft – abgelehnt und die westliche Lebensweise als minderwertige Weltanschauung dargestellt.“

• Religiöse Erziehung. Der Bericht hält auf Seite 89 fest: „Religiöse Bildung/Erziehung nimmt in den untersuchten Kindergärten eine besondere Stellung ein. Von den Eltern ist ein solches Angebot sehr erwünscht, ebenso von den BetreiberInnen.“ Und: „. . . BetreiberInnen scheinen eher davon auszugehen, dass der Islam die einzige richtige Lebensform ist und die Kinder dahin geführt werden müssen. Dies lässt sich auch durch Äußerungen der Leitungen bestätigen.“


• Keine Daten. Die Zahl muslimischer Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien ist unbekannt, weil es keine Daten gibt. In dem Bericht wird diese Zahl auf ca. 150 geschätzt. Basis der Schätzung sind jene 71 Kindergärten und 56 Kindergruppen, die im Zuge der Untersuchung als „islamisch“ identifiziert worden sind. Damit würden etwa 10.000 Kinder diese Einrichtungen besuchen.

Flächendeckende Studie bis Mai 2017

Am Freitag wurden Details zur angekündigten flächendeckenden Studie über islamische Kinderbetreuungseinrichtungen in Wien bekannt, die von Integrationsministerium und Stadt Wien gemeinsam durchgeführt wird. Die Studie wird im März beginnen und soll bis Mai 2017 abgeschlossen sein. Begleitet wird sie von einem sechsköpfigen Forscherteam. (stu)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2016)

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