Die Schule trägt bei zur Gestaltung der Gesellschaft von morgen. Schüler brauchen Kompetenzen, Leitbilder und eine gehörige Portion Visionen.
Wir sind uns einig: Die SchülerInnen von heute sind die BürgerInnen von morgen. Sie werden die Welt weiterentwickeln und gestalten. Dafür brauchen sie Kompetenzen, Leitbilder und eine gehörige Portion Visionen. Was gibt ihnen die Schule mit auf den Weg in die Zukunft?
Lesen, Schreiben, Rechnen sind Selbstverständlichkeiten. Aber was ist mit Banalitäten wie Grüßen, Ordnung halten, sich pflegen? Selbstorganisation ist genauso wichtig wie weltumspannende Probleme, die Ursachen von Klimawandel oder Weltwirtschaftskrise zu erkennen und zu verstehen. Pädagogisch angemessen wollen wir unsere SchülerInnen zu WeltbürgerInnen erziehen, die verantwortungsbewusst und nachhaltig mit unserer Erde umgehen.
Diese Welt wächst zusammen – wirtschaftlich, politisch, kulturell. Der Motor dieser Dynamik nennt sich Integration. Sie ist unteilbar, und gerade im Bildungsbereich kommt ihr eine zentrale Bedeutung zu. Die (öffentliche) Schule ist einer der wenigen Orte unserer Gesellschaft, in dem Menschen verschiedener Kulturen und Sprachen miteinander leben und arbeiten. Aus dieser Begegnung erwächst die Option, Leben in und mit der Vielfalt der Gesellschaft vorzupraktizieren – Schule wird damit zum vorbildlichsten Integrationsfeld Österreichs.
Das geht weit über den Unterricht hinaus: In unterschiedlichen Formen lernen SchülerInnen, ihr Selbstwertgefühl zu entwickeln, ihre Bedürfnisse und Interessen unter Berücksichtigung anderer zu vertreten und Konflikte zu reflektieren und demokratisch zu lösen. Gemeinsames Lernen und Begreifen, Erleben und Mitgestalten kultureller Werte versteht sich als Beitrag zum besseren Verständnis und zur besseren gegenseitigen Wertschätzung, zum Erkennen von Gemeinsamkeiten und zum Abbau von Vorurteilen.
Debatten sind verfehlt
Die Schule ist nicht nur ein Abbild der Gesellschaft – sie trägt bei zur Gestaltung der Gesellschaft von morgen. Die Verantwortung für das Gelingen eines harmonischen Zusammenlebens liegt (auch) auf den Schultern der LehrerInnen. Die Debatten, die wir erleben – vom Etikettenschwindel bei der Neuen Mittelschule bis hin zur Lehrerarbeitszeit –, scheinen vor diesem Hintergrund deplatziert. Denn was nicht thematisiert wird, sind all die scheinbar selbstverständlichen Anforderungen, die die Gesellschaft an Schule und Lehrerinnen stellt. Was tun? Niki Glattauer, Autor und Lehrer an der KMS 18, meinte dazu: „Festplatte löschen und neu aufsetzen!“
("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.12.2011)