760 Posten mehr für Lehrer ab dem neuen Schuljahr

BEDARF. Pädagogen nach Senkung der Klassenschülerzahl gesucht. Unterricht in „Politischer Bildung“ schon ab achter Schulstufe.

wien. Lehrer sind wieder gesucht. Im September wird es – trotz Schülerrückgangs – 760 zusätzliche Planstellen für Pädagogen geben. Der Mehrbedarf geht in erster Linie auf die Reduktion der Klassenschülerhöchstzahlen und dem damit verbundenen höheren Lehrerbedarf zurück. Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) will jetzt verstärkt für den Lehrerberuf werben: Denn ab 2012 rollt eine Pensionierungswelle an, Schmied rechnet dann binnen weniger Jahre mit einem Bedarf an 60.000 Pädagogen.

170 Millionen Euro mehr

Den Mehrbedarf ab dem kommenden Schuljahr führt Schmied gegenüber der „Presse“ auf folgende Aufstockung zurück: In den Pflichtschulen werden wegen der geringeren Klassengrößen 1135 zusätzliche Lehrer benötigt, wegen der Sprachförderkurse 129. An der AHS wird es 210 neue Planstellen geben, an den berufsbildenden mittleren und höheren Schulen 516. Das wären insgesamt 1780 Planstellen, von denen allerdings 1020 Stellen wegen des Schülerrückgangs abgezogen werden müssen. Somit bleiben „netto“ 760 neue Lehrerjobs.

Die zusätzlichen Ausgaben wegen der Senkung der Klassenschülerhöchstzahl, verstärkter Sprachförderung sowie Maßnahmen zur Verringerung der Zahl der Schulabbrecher werden im Unterrichtsressort für das kommende Schuljahr 2008/2009 mit rund 170 Millionen Euro beziffert.

Trotz des Mehrbedarfs in den nächsten Jahren drängt die Ministerin auf ein Eignungsverfahren für Lehramtsstudenten. Dieses könnte ein oder zwei Semester dauern, sagt Schmied im Interview mit der „Presse“ (siehe Interview Seite 2).

Heute, Mittwoch, passiert eine Schulgesetznovelle den Ministerrat, in der unter anderem der Gegenstand „Politische Bildung“ schon auf die achte Schulstufe vorverlegt wird. Wie aber steht es mit der Politikeinstellung der Lehrer? Nach einer Studie des Politikwissenschaftlers Peter Filzmaier im Auftrag des Unterrichtsministeriums ist ein Drittel der Lehrer mit der Demokratie unzufrieden, sie sind gegenüber Politikern und Parteien „sehr kritisch“ eingestellt. „Dann brauchen wir auch eine Politische Bildung für Lehrer“, so die impulsive Reaktion Schmieds.

Schaden durch Regierungsstreit

Lehrer seien für sie „meine wichtigsten Mitarbeiter, daher habe ich auch die höchsten Ansprüche“, sagt die Ministerin. Die politische Unzufriedenheit führt sie unter anderem auf das – stets zerstrittene – Erscheinungsbild der Bundesregierung zurück. „Vor Ostern haben die Auseinandersetzungen dem Ansehen der Politik geschadet.“ Jetzt sei sie aber froh, dass die Regierung einen neuen Anlauf geschafft habe, dass es wieder konstruktiv voran gehe.

Die politische Kultur beginne bei der Sprache, beim respektvollen Umgang miteinander, wobei die Ebene der Wertschätzung nicht verlassen werden dürfe. Das „zentrale Thema“ der Politischen Bildung für Claudia Schmied: „In der Schule geht es um Wertevermittlung, um Zivilcourage, Achtsamkeit und das Einbringen der eigenen Meinung.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.05.2008)


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